Grün, gelb, rot: Bunte Nägel als Pflichtaccessoire

Karlsruhe (dpa/tmn) - Es war der Matsch, der die Massen faszinierte: Ein Nagellack in der Farbe von Schlamm löste 2010 die Handtasche als das Pflichtaccessoire für Modebewusste ab. Wer seither „in“ sein will, muss sich die Nägel lackieren.

Am Anfang waren es die „It-Bags“: Jede Saison waren das einige wenige Handtaschen-Modelle, die in der Branche und bei Modeinteressierten als das galten, was man unbedingt haben musste. Aber wie das mit der vergänglichen Mode halt ist, gibt es im Sommer 2011 nicht mehr die „It-Bag“. Jetzt zählt der „It-Lack“. Nagellacke sind zum begehrten Accessoires geworden. Diese oftmals limitierten Fläschchen mit wenigen Millilitern Flüssigkeit kosten schon mal mehr als 20 Euro.

„Der Nagellack erlebt zurzeit ein wahres Revival und erfreut sich einer Beliebtheit wie schon lange nicht mehr“, erläutert Anja Dörnke-Bartling, Sprecherin von Catherine Nail Collection, für den Verband Cosmetic Professional (vcp) in Karlsruhe. Der Grund: Lackierte Nägel sind verführerisch, sagt Stylist Andreas Rose aus Frankfurt. „Stellen Sie sich Burlesque-Königin Dita von Teese ohne farbige Nägel vor? Sie käme uns irgendwie nackt vor.“

Ein verführerisches Rot? Ein sinnliches Schwarz? Oder gar Blau? Nein, den Hype um It-Nagellacke hat die Farbe von Schlamm ausgelöst. Das Fläschchen „505 Particulière“ von Chanel war im vergangenen Jahr im Nu ausverkauft. Es gab Wartelisten, und die Flaschen wurden im Internet für bis zu 150 Euro versteigert. Autos und sogar eine Jacht sollen in Schlammfarbe lackiert worden sein.

Auch andere Hersteller brachten nach und nach die Töne von Schlamm, Matsch und Dreck auf den Markt - für alle Preisklassen. Die aktuellen It-Lacke sind allerdings Neonfarben. Zu haben sind Müllmann-Orange, Giftgrün oder Zitronenfalter-Gelb. Auch ein kräftiges Kirsch- oder Korallenrot sieht man häufig.

Uneins sind sich die Experten, ob diese im Sommer nun matt sein dürfen oder glänzen sollen. Für den Winter 2011/12 ist die Antwort klar: Glitzern in Grün oder Dunkelblau. Der VKE-Kosmetikverband in Berlin prognostiziert außerdem viel Petrol.

Die Firmen bieten in jeder Saison neue Töne an. Die Trend bestimmenden Unternehmen wie Chanel und Estée Lauder limitieren zudem Kollektionen oder bestimme Farben. „Diese Lacke sind dann nur zu einem besonderen Event und kurze Zeit danach erhältlich - und dann nicht mehr. Wer einen dieser limitierten Lacke ergattert hat, besitzt dann wirklich etwas besonders Exklusives“, erläutert Chanel den Reiz.

Und Tom Pecheux, Creative Make-up Director von Estée Lauder, schreibt in einem Kollektionsbericht: „Nagellack ist zu einem echten Statement geworden und wirkt mittlerweile wie ein Must-Have-Accessoire.“

Die Farbe auf dem Finger wird daher ähnlich wie die Handtasche nicht mehr als Zusatz zum Outfit gesehen, sondern als fester Bestandteil der Kombination. Daher sollte Nagelfarbe immer auf das Outfit abgestimmt sein, erläutert Andreas Rose. Der Nachteil dieser Gestaltungsmöglichkeit: Einmal die Woche die Lacke zu erneuern, reiche nicht, betont er.

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