„Grunge Deluxe“ an den Füßen - Düstere Aussichten für die Schuhe

Offenbach/Ulm (dpa/tmn) — Farbig sind die Schuhe im Winter da, wo man es nicht erwartet: An den Sohlen. Der Rest ist schwarz, dunkelblau oder in Tarnfarben. Sie sind nicht die edelsten Hingucker, aber praktisch in der eisigen Jahreszeit.

Stiefel und geschnürte Boots gehören zum Winter wie Mütze und Schal. In diesem Jahr sind sie besonders kernig und derb, verziert mit Nieten, Reißverschlüssen und Schnallen. Blockabsätze und tiefe Profilsohlen sind in. Das Deutsche Schuhinstitut in Offenbach hat die Trends mit „Grunge Deluxe“, „Punk Light“ und „Military Mania“ umschrieben.

Und in der Tat, die trendigen Modelle könnten auch an den Füßen von Soldaten, Punkern oder Anhängern der Grunge-Band Nirvana stecken. Jetzt findet man sie in vielen Kollektionen für die breite Masse - etwa bei Deichmann oder Tamaris. Die knöchelhohen Stiefel zum Schnüren werden gerne auf Absätze oder auf durchgängige Plateausohlen gestellt, die geriffelt sind. Eine flachere Variante zeigt Marc Cain mit einer weißen Sohle mit tiefem Profil. Teils sind die Sohlen sogar farbig. Art hat schwarze Leder-Stiefeletten mit grauen, roten und schwarzen Streifen am Absatz.

„Die Schuhmode erscheint derber, massiver und gefestigter“, beschreibt Sonja Grau, Personal Shopperin aus Ulm, den Trend. Und die Expertin betont einen im Winter wichtigen Vorteil: „Damit ist Standfestigkeit gegeben.“ Auf Schnee und Eis rutscht man mit diesen Sohlen sicher nicht so schnell aus.

Außerdem können die Frauen mit Cowboystiefeln, Modellen in Tarnfarben wie dezenten Erd- und Olivtönen und allem, was gespickt mit Nieten ist, wenig falsch machen. Bugatti mischt Trends sogar: Ein derber Lederstiefel in Schwarz hat am Schaft ein grünes Camouflagemuster. In Kontrast zu diesen Modellen setzen die Designer die feinen Schuhvarianten - Pumps und Stiefeletten: Sie können etwas spitzer sein, die Absätze graziler.

Doch trotz rockiger Stiefel und burschikosem Schuhwerk: „Alles, was alt, used oder destroyed aussieht, ist durch“, sagt Claudia Schulz, Sprecherin des Bundesverbands der Schuh- und Lederwarenindustrie und des Deutschen Schuhinstituts. Das bedeutet, die zuletzt künstlich auf alt getrimmten, bewusst abgewetzten oder mit Kratzern versehenen Modelle sind vorerst Geschichte.

Stattdessen liegt der Fokus auf einer fast edlen Optik. Dazu wird etwa mattes und glänzendes Material in einem Schuh verarbeitet, wie Schulz berichtet. Das feine, samtige Nubukleder oder flauschiges Velours trifft auf glänzenden Lack und gebürstetes Leder. Oder man macht es wie Heine und kombiniert die Farben von drei Edelmetallen in einer Stiefelette.

Auch die Herren tragen geschnürte Stiefeletten, vornehmlich in Schwarz. In den Kollektionen haben das etwa Office London und Marc O'Polo. Aber ihre Modelle sind auch britisch inspiriert. Es gibt die überknöchelhohen Chelsea-Boots sowie schickere Halbschuhe wie Monkstrap - etwa bei s.Oliver. Statt mit Schnürsenkel werden die kurz Monks genannten Modelle mit einer Schnalle verschlossen. Eine Alternative sind Brogues mit Lochverzierungen.

Das Futter kann kariert sein oder Paisley-Muster haben. Auch bei den Männern - genauso wie bei den Kindern - ist die farbige Sohle ein Hingucker. Ein Beispiel hat Salamander: Der blaue Broque hat eine rote Sohle, passend zum roten Innenfutter und Schnürsenkeln. Die Kleinen haben häufig noch Verzierungen wie Sterne und Nieten am Schuh.

Der Rockstar-Stil am Fuß bei allen Segmenten wird durch die Farben der neuen Kollektionen unterstrichen: „Nach einer farbenfrohen Sommersaison kommen jetzt die satten, fast schon düsteren Töne — geheimnisvoll und mystisch“, sagt Kerstin Jäger von Salamander.
„Es gibt aber auch zarte Winterpastelle, Eis- und Opalgrau mit Perlmutt-, Gold- oder Silberschimmer.“ Weitere Trendfarben sind Nachtblau, Smaragdgrün, Violett und Ochsenblut.

Neon dürfe aber im Schrank bleiben, sagt Jäger. Katharina Martin von Deichmann schließt sich dem an: Vielmehr lenkten silber-, gold- und bronzefarbene Applikationen wie Nieten und Schmucksteine den Blick nach unten.

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