Hexen waren gestern - Zombies und Monster zu Halloween

Potsdam/Berlin (dpa) - Furchterregende Fratzen, Zombies, Vampire, Mutanten - und immer wieder Blut. Die Maskerade kann gar nicht gruselig genug sein. Hexen und Zauberer waren gestern, heute marschieren Monster zu Halloween.

Die Kettensäge heult durch die Nacht. Kreischend rennen die Besucher auseinander - und dem nächsten Zombie in die Arme. Es sind Horrornächte im Filmpark Babelsberg. Wenn Halloween naht, vernachlässigt der Freizeitpark vor den Toren Berlins sein Familien-Image und lädt zum kollektiven Gruseln ein. Schon Wochen vorher haben sich Fans beim Monster-Casting für das große Finale beworben - knapp 150 haben das Rennen gemacht und dürfen sich Mitglied der „Monster-Familie“ nennen. „Die Fangemeinde ist größer, als ich selber dachte“, sagt der Berliner Visagist Andrej Baranow.

„Ich glaube, ihre Motivation ist das große - und mittlerweile sehr gute - Angebot von Horrorfilmen“, meint er. „Das ist ein richtiges Hobby geworden: Die Leute kennen alle Charaktere, lieben es, sich zu kostümieren und gehen gemeinsam zu Events.“ Via Internet halten die Anhänger auch jenseits von Halloween Kontakt.

Baranow und seine Kollegin Tina Knaus geben ihnen Tipps für die Verwandlung in Monster, Zombies, Mutanten oder Außerirdische. Dafür bedarf es aber nicht zwingend eines Profis. Dank aufklebbarer Narben, diversen Bluteffekten oder Kontaktlinsen und speziellem Make up gelingt auch Laien der Gruseleffekt.

„Das Sortiment ist in den vergangenen fünf bis zehn Jahren enorm gewachsen“, berichtet Jörg Reisemann, Geschäftsführer von Deko Behrendt in Berlin. „Der Trend geht zum Blutigen. Früher waren Hexen und Zauberer zu Halloween gefragt - heute eher der Zombie.“ Auf knapp 45 Prozent der Ladenfläche finden sich Kostüme und Utensilien zur Halloween-Saison, die am 31. Oktober ihren Höhepunkt hat. „Die Weihnachtsartikel lassen wir dafür noch im Lager stehen - Halloween ist wichtiger für uns“, sagt Reisemann.

Rund 200 Millionen Euro geben die Deutschen inzwischen dafür aus, so eine Schätzung der Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie. Das Konzept der Kostümhersteller, die das besonders in den USA populäre Ereignis 1994 in Deutschland einführten, zeigt Erfolg. 2011 erlösten zur Fachgruppe zählende Unternehmen 30,75 Millionen Euro mit Halloween-Kleidung - 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Spaß am Gruseln zieht sich quer durch Deutschland: In Hamburg werden Pestleichen gesucht, in Berlin ein neuer Ober-Erschrecker für das Gruselkabinett. Im westfälischen Hamm holt sich Masseur Gerd Willenberg (48) zu Halloween freiwillig Zombies und Vampire ins Haus. Er hat es in ein Gruselkabinett verwandelt und zeigt bis zum 1. November Schrumpfköpfe oder Untote, die sich per Knopfdruck aus Plastiksärgen erheben, dazu schrillen gespenstische Schreie aus Lautsprechern.

Südlich von Darmstadt ist Burg Frankenstein seit Jahren eine feste Gruselinstitution. Bis zu 2500 Besucher zählt das Halloween-Festival pro Abend an drei Grusel-Wochenenden. Diese schätzen besonders das authentische Ambiente des alten Gemäuers. „Das ist wie in einem Horrorfilm, nur live“, so ein Besucher.

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