Normalo-Look im Trend: Kommt mit „Normcore“ die Zeit der Modemuffel?

Berlin (dpa) - Super-Chic, retro oder ausgefallen: Ständig sind neue Klamotten in Mode. Jetzt kommt mit dem Trend „Normcore“ alles anders. Anpassen statt herausstechen - der Normalo-Look ist angesagt.

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Oder?

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Jeder ist jetzt in. Zumindest jeder, der auch wie alle aussieht: Turnschuhe, Jeans, T-Shirt - fertig ist das hippe Outfit. So ist es in vielen Berichten zu lesen. Auch Birkenstock-Latschen sind erlaubt. Und selbst Karl Lagerfeld schickte bei seiner Chanel-Show in Paris Models in Turnschuhen auf den Catwalk. Nun geistert „Normcore“ durch die Medien und das Internet. Mode- und Trend-Experten haben aber noch Zweifel am „Normcore“-Trend.

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Wer hat's erfunden? Die Trendagentur „K-Hole“ aus New York. Sie veröffentlichte 2013 eine Art Streitschrift unter dem Titel „Youth Mode“ und prägte darin den Begriff Normcore. Er setzt sich aus normal und hardcore zusammen. Klingt für einen Trend, der sich eigentlich durch Unauffälligkeit auszeichnet, ziemlich ausgefallen.

Auch, was die Autoren über ihre Erfindung schreiben, scheint viel mehr zu bedeuten, als bloß Jeans und T-Shirt zu tragen. So liest es sich auch: „Früher wurden Menschen in Gemeinschaften hineingeboren und mussten ihre Individualität finden. Heute werden Menschen als Individuen geboren und müssen ihre Gemeinschaft finden.“ Deshalb setzen die Autoren auf Normcore. Weg von einer Coolness, die auf Unterschied beruht, hin zur Gleichheit. „Es geht um Anpassungsfähigkeit, nicht um Exklusivität.“

Den Trendforscher Peter Wippermann überrascht der Normalo-Trend nicht. „Wenn es uns wirtschaftlich gut geht, fahren wir das pfauenhafte zurück“, sagt Wippermann. „In der Phase sind wir jetzt gerade“. Dahinter stecke die Idee: „Lebensqualität ist wichtiger als Geld.“ Diese Denkweise und der Modetrend könnten sich auch weiter ausbreiten, wenn die wirtschaftliche Lage stabil bleibe, meint Wippermann. Gerade in den Medien werde das Thema hoch gehandelt.

Richtig Fahrt nahm Normcore auf, als der Journalistin Fiona Duncan die vielen Menschen in New York auffielen, die alle wie Touristen aussehen - Stonewash-Jeans, Fleece-Pullis, bequeme Sneakers, beschreibt sie. Herausgekommen ist der Artikel „Normcore: Mode für die, die merken, dass sie einer von sieben Millionen sind“, der auf der Website des „New York Magazines“ zu lesen ist.

„Es gibt definitiv einen Trend zum Normalo-Look, Birkenstock sind total in und Basics laufen ja auch immer gut“, sagt die Mode-Journalistin Nina Piatscheck. Sie glaubt aber, dass Normcore „ein hochgeschriebener Trend“ ist. „Das ist eine Richtung von so vielen.“

Dass Normcore einen Nerv getroffen hat, meint auch der Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts. „Normcore reagiert auf die Inflation der Andersartigkeit bei gleichzeitiger Sehnsucht nach dem persönlichen Mittelmaß“, sagt Gerd Müller-Thomkins. Allerdings sei Normcore eine Kleidungsvariante unter vielen. Und sicher auch ein Gegentrend zum Hipster, der immer ziemlich ausgefeilte Outfits trage.

Während Normcore hierzulande vielleicht gerade loslegt und womöglich Röhrenjeans und Jutebeutel der Hipster ganz nach hinten in die Kleiderschränke verbannt, wollen andere wiederum den Normalo-Trend schon wieder in die Mottenkiste stecken. „Forget Normcore, we're turning our focus to florcore“ („Vergesst Normcore, wir setzen unseren Fokus auf Florcore“), twittert das Magazin „Vogue“. Bald heißt es also vielleicht Blumenmuster statt Normalo-Look - schöne bunte Modewelt.

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