Papageien im Schnee - Der coole Snowboarder trägt bunt

Würzburg (dpa/tmn) - Wer vergangenes Jahr neu eingekauft hat, darf sich freuen: Die Skimode in diesem Winter ist weiterhin bunt. Aber die Entwicklung ebbt langsam ab. Die Designer mischen dezente Elemente und gedeckte Farben unter.

Die weißen Skipisten sind grellbunt gesprenkelt: Skifahrer in neonroten Jacken und grünen Helmen wedeln die Hänge hinunter, Snowboarder in textmarkergelben Hosen und orangenen Anoraks sitzen im Schnee. Gerade die coolen Boarder tragen inzwischen die bunten Outfits gerne - seit ihre Helden wie der Profi-Snowboarder Travis Rice den Farbtrend aufgegriffen haben und sich darin für Filmaufnahmen Halfpipes und Hänge herunterstürzen.

„Viele Trends der Snowboard- oder Freeski-Mode werden in solchen Snowboard-Videos gesetzt“, sagt Michael Spitzbarth vom Verband deutscher Mode- und Textildesigner (VDMD) in Würzburg. Das waren zuletzt: viel Farbe, riesige Logos und großformatige Muster. „Rice hat den Style krass auf die Spitze getrieben“, sagt Spitzbarth.

Mehr Farbe geht aber nicht - der Trend hat seinen Zenit überschritten. In die Pistenoutfits schleichen sich nun immer mehr gedeckte Töne ein. Oliv und Braun, Beige und dunkle Blautöne entdeckt man in den neuen Kollektionen für diesen Winter. Aber es bleibe erst mal noch bunt, sagt Markus Hefter, Projektleiter der Internationalen Fachmesse für Sportartikel und Sportmode (ispo) in München. Die Branche setze parallel weiterhin auf plakative Farbkombinationen und Logos, die sich über Bauch, Rücken oder Beine ziehen.

Auf der einen Seite steht also viel Farbe - etwa bei Chiemsee, Marmot und Nitro mit Outfits im fröhlichen 80er-Jahre-Stil oder Völkls Jacken in Grün und Blau mit riesigem V-Logo. Daneben haben Snowboarder und Skifahrer aber auch - oft bei der gleichen Firma - weniger extrovertierte Outfits zur Auswahl, die bunte Elemente nur am Rande platzieren. Muster werden hier meist nur auf dem Innenfutter verwendet, und statt riesiger Logos werden Details des Firmenemblems gedruckt, erläutert Spitzbarth. Auch Kombinationen machten sich gut: „Eine graue Jacke zur bunten Hose oder ein naturfarbenes Outfit mit neonfarbigen Details“, rät Hefter.

Obgleich jede Subkultur der Boardsport-Szene ihre Extravaganzen pflegt, findet sich Farbe überall. Auch die Skifahrer wirken wie Papageien im Schnee. Und das scheint den Trendexperten zufolge auf eine generelle Entwicklung hinzuweisen: „Snowboard- und Skimode wachsen zusammen“, sagt Markus Hefter. Beide werden inzwischen stark durch Optik und Materialien der Streetwear beeinflusst.

Das hat praktische Gründe: Insbesondere die Jacken können so auch nach dem Wochenendausflug oder Urlaub in den Bergen im normalen Alltag auf der Straße getragen werden. „Mehr als 50 Prozent aller Funktionskleidung wird heute schon jenseits der Berge getragen“, sagt Hefter. Die straßentauglichen Outfits passen natürlich auch zur Après-Ski-Party, wo der Alpinsportler schick aussehen will, sich aber nach der letzten Abfahrt oft nicht umziehen mag oder kann.

Der Trend zeigt sich in den Naturfarben, die sich in das Bunte einschleichen, wie etwa beim Hersteller 8848 Altitude zu sehen. Und in der Optik der Stücke: Die Materialien ahmen Jeans-, Canvas- oder Cordstoffe nach, viele Woll- und Pelzelemente sind dabei. Und die Teile sehen auch so aus, als würden sie gar nicht für die Piste taugen: Colmars marineblaue Dufflecoat wirkt eher wie eine Jacke für den großstädtischen Hippster.

Weiterhin setzen die Hersteller alles daran, ihre Outfits immer angenehmer zu machen - raschelnde Overalls sind out. „Die Markenware heute ist sehr elastisch und leicht“, sagt Ulrike Arlt, stellvertretende Chefredakteurin der Sportfachzeitschrift „SAZmagazin“ aus München. Viele Designer bedienten sich bei Stretchstoffen. „Man kann sich in dieser Mode heute viel besser bewegen als früher.“

Dünner können diese auch sein, weil die Oberflächen stärker sind. „Ohne Powermembranen geht nichts mehr“, fasste die Fachmesse ispo diese Entwicklung zusammen. Die Schichten ließen den Schweiß zwar nach außen verdunsten, aber Kälte komme nicht herein, erläutert ispo-Sprecher Markus Hefter.

Das hat zur Folge, dass die Schnitte schmaler werden - sogar bei den Snowboardern, unter denen viele auf weite Kleidung im Baggy-Style stehen. Schlanke Silhouetten und Slim-Fit-Hosen wären hier vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen, erläutert Arlt. „Skifahrer, die die modische Optik bevorzugen, machen heute nicht nur an der Schneebar eine gute Figur“, sagt Arlt. „Sie können sich dank neuer High-Tech-Stoffe jetzt auch auf der Piste richtig gut bewegen.“

Die Kleidung muss auch vieles können: Die Kapuzen sollten abnehmbar sein, und sie brauchen einen Schneefang. Damit ist eine extra Stoffbahn auf Höhe der Taille im Jackeninneren gemeint. Damit kann kein Schnee von unten in den Anorak kommen. Columbias „Electro Interchange Jacket“ wärmt mit integriertem, akkubetriebenem Heizsystem sogar auf oder trocknet den nassen Stoff.

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