Rock'n'Roll in Leder - Den modischen Stilbruch wagen

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Im Kultfilm „Grease“ tauchte die brave Sandy plötzlich in schwarzem Leder auf, und um Danny war es geschehen. Hautenge Hosen, knappe Röcke und rockige Jacken aus Leder sind nun wieder im Trend.

Aber sie werden ungewöhnlich kombiniert.

Für Andreas Rose steht fest: „Die dunkle Seite der Mode erhebt ihre Stimme.“ Und damit meint der Frankfurter Modeberater nicht etwa, dass Frauen nur noch das sexy Kleine Schwarze tragen sollen. Es ist viel düsterer: Schwarzes Leder, am besten hauteng getragen, liegt im Trend. „Eine schwarze Lederhose im Skinny-Schnitt mit Seitenreißverschluss am Knöchel oder eine Leggins ist das Must-Have dieser Saison“, sagt er. Doch man muss nicht die Rockerbraut in Leder geben. Wer das Material richtig kombiniert, kann seinen Stil beibehalten.

„Natürlich hat schwarzes Leder für viele etwas Anrüchiges, vielleicht auch Ordinäres“, sagt die Modeexpertin Katrin Hermanns aus Hamburg. Das hängt auch von der Qualität des Materials ab. „Je mehr Glanz ein Leder hat, desto preiswerter ist es in der Regel“, erklärt sie. Und: „Desto gewöhnlicher wirkt es.“ Ausmachen könne man solches Material häufig auch mit der Nase: Andreas Rose rät, auf den ledertypischen Geruch zu achten.

„Ich finde es immer am besten, einen Kontrast zu setzen“, rät die Personal Shopperin Maria Hans aus Hamburg für die Kombination von Lederklamotten. Sie spricht von antizyklisch, Andreas Rose nennt es Stilbruch. Gemeint ist von beiden, möglichst verschiedene Materialien zusammenzubringen - etwa einen groben Strickpullover zu feinen und edlen Lederleggins. Dazu passen derbe Stiefel und ein dicker Schal. „Eine XXL-Strickjacke zur schwarzen Lederleggins sieht absolut smart aus“, sagt Hans.

So lassen sich auch verschiedene Stile mit dem eigentlich rockig oder derb wirkenden Leder gestalten: Eine zerrissene Leggins mit Leopardenmuster zum schlichten Lederrock bewirkt den klassischen Punk-Look. Ähnlich wirkt Zaras Beispielkombination: Ein Model trägt eine mit Nieten besetzte Lederjacke über einem Paillettenrock zum weißen T-Shirt. Werden aber zum selben Rock eine hochwertige Seidenbluse sowie Stilettos getragen, sieht das edel aus.

Cinque zeigt eine schicke und alltagstaugliche Kombination eines engen, knielangen Lederrocks zu Halbschuhen und Strickweste, Patrizia Pepe kombiniert den Rock mit einer hochgeschlossenen weißen Bluse. Eine Mischung aus elegant und rockig verkörpern diese Vorschläge: Heine lässt eine hautenge Lederhose zum smaragdgrünen Shirt und Marc Cain zu einer durchsichtigen Blümchenbluse tragen. Ein Ausgehoutfit hat G-Star RAW aus beigefarbener Chino und High Heels zu einer ärmellosen Lederweste zusammengestellt. „Gerade der Materialmix nimmt dem Leder die Strenge“, erläutert Rose die Wirkung der Stilbrüche.

Zu dem dunklen Stoff passt gut viel Schmuck, da sich Gold und Silber davon abheben. „Gerade bei Kleidungsstücken aus Leder kommt es unbedingt auf die Accessoires an“, sagt Hermanns. Bei einer eher gewöhnlichen Kombination im Motorradfahrerstil empfiehlt die Modeberaterin derbe Stiefeletten, Stücke mit Nieten und einen Gürtel mit großer Schnalle - vielleicht sogar mit Totenkopf. Dieser kann auch als Brosche an einem Tuch stecken.

Nicht nur Hosen sind aus Leder. Auch Röcke aus dem dunklen Material sind derzeit begehrt. Schlichte und recht kurze Modelle werden ebenfalls mit aus großen Maschen gestrickten Stücken oder feinem Cashmere kombiniert. Auch Kleidungsstücke mit verspielt wirkenden überlappenden Stoffen oder schwingenden Säumen passen dazu.

Wichtig allerdings ist bei den Lederröcken - und für die ganz Mutigen auch Lederkleidern - die Länge. Wer Beine wie ein Rockstar hat, darf ein ultrakurzes Modell wählen. Ansonsten gilt: Der Saum muss über dem Knie enden. „Alles andere wirkt trutschig“, sagt Hermanns. Kurze Modelle lassen sich zudem besser mit Stiefeln kombinieren, die bis über das Knie reichen. Dann allerdings sollte man die Haare nicht zu streng tragen, sagt Rose. „Das erinnert dann vielleicht doch zu sehr an einen Domina-Look.“

Leder trägt auf. „Das sollte man unbedingt bedenken - heißt aber nicht, dass nicht auch kräftigere Frauen Leder tragen können“, sagt Personal Shopperin Hermanns. Feine, gesteppte Röcke oder Jacken seien zwar nicht unbedingt für sie geeignet, eine schwarze Bikerjacke hingegen können gerade auch Frauen mit großem Busen gut tragen. „Es kommt darauf an, dass die Jacke einen silbernen oder auf jeden Fall metallenen Reißverschluss hat“, sagt Andreas Rose. „Das unterteilt den Oberkörper sehr geschickt.“

Gerade der Inbegriff von allem Derben und Groben der Rockerszene, die Lederjacken, sind schwierig zu kombinieren - weiblich wirkende feinere Modell und Blazervarianten besonders. „So ein Lederblazer kann etwas tussig wirken“, sagt Maria Hans. Andreas Rose setzt daher lieber auf klassische Lederjacken, die allerdings einen femininen Schnitt haben. Sie betonen die Taille. Und Spitzen- oder Jersey-Einsätze bewirken auch wieder einen Stilbruch.

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