Weit, eng, bunt und Nudetöne: Extreme Sommermode

Würzburg (dpa/tmn) - Winter, hau endlich ab! Die Designer haben im Kleiderschrank schon eine Mode so schön wie der Sommer-Garten angesammelt. Und kramen dafür die buntesten Farben, die anmutigsten Stoffe und die weiblichsten Schnitte seit langem hervor.

Es ist, als hätte jemand mehrere Eimer Farbe ausgeleert, und die Kleckse fließen ineinander. Denn die Klamotten in diesem Frühjahr und im Sommer 2011 sind bunt, bunt, und noch mal bunt. Orange, Apfelgrün, Sonnengelb, Lippenrot, Vergissmeinnichtblau und ein Barbiepink sind erlaubt. Manche Designer mischen in nur einem Outfit mehr als drei Farben scheinbar wahllos durcheinander. Das hat nach Expertenmeinung aber nichts Wahlloses an sich, sondern ist einfach fröhlich und selbstbewusst - Sommer eben.

„Die Menschen schauen zuversichtlich nach vorn, Optimismus und Erwartungsfreude prägen die Stimmung“, analysiert der Verband Deutscher Mode- und Textildesigner in Würzburg das weite Farbspektrum. „Als Inspiration dienen die neuen Nutz- und Schmuckgärten in den Städten.“ Die Designer von Comma und Marc Cain setzten das mit Kleidern in den Farben der Rosen und Tulpen um, Luisa Cerano zeigt gleich große Blumenmuster. „Das macht gute Laune. Ich finde, das passt in diese Zeit“, sagt die Trendexpertin Elke Giese.

Neben Fröhlichkeit zeichnet sich diese Mode durch die schon liebgewonnene Lässigkeit und Bequemlichkeit aus - aber: „Die Mode wirkt nun insgesamt gepflegter und angezogener“, sagt Giese. „Das hat nichts mehr mit den Saisons zu tun, in denen es ganz wichtig war, dass die Klamotten ausgewaschen oder gebraucht wirkten.“

Auch das Deutsche Mode-Institut (DMI) in Köln sieht das so: „Sportives wird konfektionierter und damit gepflegter, Traditionelles wird casualiger und dadurch lässiger.“ So wird die sportliche Chino oder die Jeans mit T-Shirt mit einem feinen Stoffblazer kombiniert.

Ganz ohne Büro-Schick kommen die Westernklamotten rüber, die auch ihren Platz in den Regalen finden. Zu Jeansstoff werden weiße Baumwolle, viel Karo oder auch Blumenmuster sowie Röcke mit Fransen getragen. Dazu passen auch Lederaccessoires.

Wer nicht Cowgirl spielen mag, findet im sogenannten Uptown-Girl eine Alternative. Dieses feine Stadtmädchen trägt Klassiker neu aufgelegt: Etuikleider, Blusen, Blazer und den Trenchcoat in hellen Tönen. Daniel Hechter entwarf zum Beispiel ein beiges Businesskleid mit rosaroter Borte an Kragen und Ärmel. Dem Stadtmädchen stehen auch die zahlreichen Spitzenkleider und -Shirts, wie bei Sisley zu sehen.

Auch mit ihm werden sie über den Asphalt schweben: dem Maxi-Rock. Kaum ein Kleidungsstück formt eine Frau so gut, wie ein langer, mit der Hüftbewegung weit schwingender Rock aus zartem Chiffon. Es gibt diese Röcke in leuchtendem Rot und Blau, vor allem aber dem Ballett entlehnten, hautfarbenen Nudetönen. In den USA ist er Giese zufolge seit Monaten ausverkauft, auf den Laufstegen war er das Sinnbild für Weiblichkeit.

Denn getragen mit einem Body, flachen Ballerinas oder Riemchensandalen und streng nach hinten gebundenen Haaren, wie etwa bei Mango und Chloé zu sehen, macht der Rock aus einer Frau eine elegante Ballerina oder grazile Elfe. Ist das Shirt mal weiter, muss allerdings ein breiter Gürtel dazu getragen werden, rät die Personal Shopperin Silke Gerloff. „Denn wenn die Silhouette unten schwingt, muss das Oberteil schmal sein.“ Dazu steckt das Shirt immer im Bund.

Heißt das nun: Tschüss Highheels und Minirock? Nein, sagt Giese. „Ich bin skeptisch, ob die Röcke auch getragen werden - außer auf Gartenpartys. Es wird eher viele kurze Kleider und vor allem Shorts geben. Man zeigt Bein.“ Bereits in den vergangenen Jahren sind Shorts und vor allem Miniröcke immer kürzer geworden. Und das wird laut den Trendexperten bleiben.

Kombiniert mit längeren Westen und Trenchcoats können die superkurzen Beinkleider das Freibad verlassen und sind nun straßentauglich, wie etwa Benetton zeigt. Mindestens bis in den Frühling hinein werden Röcke und Shorts auch mit kunterbunten Stulpen und Strümpfen sowie sommerlichen Stiefeln getragen.

Weite Klamotten werden nach Ansicht der Experten jedoch sicher in Form von Elefanten- oder Marlene-Hosen ihre Trägerinnen finden. Wie Bilder aus den Kollektionen zeigen, schmeicheln diese der Figur, denn die Schuhe verschwinden unter dem weiten und bodenlangen Saum. So wird - wie beim Maxi-Rock - die Figur optisch gestreckt, und die Beine wirken länger. Wie unter anderem H&M und Hugo Boss in ihren Katalogen zeigen, trägt man auch hier dazu Bluse oder Top vornehmlich im Bund. Daneben werden laut DMI weiterhin Cargo- und Boyfriend-Hosen sowie die weite Schlaghose der 70er Jahre neben den Röhren und Karotten getragen.

Maxi oder Mini, weit oder eng, bunt oder nude - es ist jeweils ein Modeextrem, das aktuell zumindest von den Modeanalysten zur Trendkleidung in der kommenden Saison erhoben wird. Mittelmaß wird abgelehnt: „Dreiviertel-Röcke will ich gar nicht mehr sehen“, sagt etwa Elke Giese. Die Designer haben aber auch diese im Angebot.

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