Zünftig und dezent: Trachtenmode für die Wiesn

München (dpa/tmn) - Reduzierter, dezenter, klassischer - so hübschen sich Feiernde in diesem Jahr für das Oktoberfest auf. Traditionelle Muster, Bauernkaros und Hüte sind unverzichtbar. Doch: Damen, die genug vom Dirndl haben, dürfen auch eine knackige Lederhose wählen.

Ihre Beliebtheit ist ungeschlagen: Für viele ist ein Oktoberfest-Besuch ohne Dirndl oder Lederhose einfach unvorstellbar. „Die Nachfrage ist sowohl bei Damen als auch bei Herren nach wie vor sehr stark“, sagt Nina Munz von Trachten Angermaier in München. Aber auch außerhalb Bayerns findet man derzeit viele Trachten in den Läden: Das zünftige Oktoberfest, das in diesem Jahr vom 17. September bis 3. Oktober stattfindet, ist ein Verkaufsschlager in ganz Deutschland, vielerorts gibt es bayerisch-angehauchte Bierfeste.

Wie schon im vergangenen Jahr hat die Trachtenmode ihre Extravaganzen und modischen Sprünge zurückgestellt - die Kleider und Hosen sind klassischer, dezenter und reduzierter. „Die Tracht ist mehr an die Tradition angelehnt, aber mit deutlichen Einflüssen aus der Mode“, erklärt Gabriele Hammerschick, Leiterin der Trachtenabteilung bei Lodenfrey. So schmücken das Wiesndirndl 2011 des Unternehmens klassische Elemente wie als Ranke angeordnete Eichblätter oder Herzen. Auch ziegenartige Gämsen, in Bayern „Gams“ genannt, finden sich als aufgeblasene Stickerei auf den Dirndln.

Auch bei anderen Herstellern sind die Muster traditionell, häufig werden Handdrucke verwendet. Angermaier setzt auf Stoffe mit Jagd- und Tiermotiven wie etwa Pfauen oder den bayerischen Löwen. Besonders gefragt sind Bauernkaros.

Wer weniger traditionsliebend ist, findet auch auffällige Drucke: Angermaier hat etwa Sissi auf der pinken Schürze. Die teils handbemalten Stoffe der Münchner Designerin Lola Paltinger erinnern an Bauernmalerei und zeigen detailreiche Szenen mit Hirschen.

Die Dirndl gibt es häufig in Traditionsfarben wie Tanne, Schwarz und Dunkelblau. Lodenfreys Wiesndirndl ist etwa braun, es gibt es aber auch in den Modefarben Platingrau, Oliv oder Puderrosa. Daneben bleiben Beerentöne und Blaunuancen beliebt. Diese können im Kontrast kombiniert werden: C&A hat etwa ein rotes Kleid mit blauer Schürze. Im Kommen seien in diesem Jahr auch Silber und Gold, sagt Munz.

Die Trachtenkleider sind häufig aus Leinen oder Baumwolle, wenn es etwas festlicher sein soll aus Samt oder Seide. Bei den Schürzen geht es meist edler zu: Sie werden aus Spitze, besticktem Organza, Chiffon oder Tüll gefertigt. Sie sind aber auch in klassischen Seidenstoffen, besticktem Samt und farbig bedruckten Stoffen erhältlich.

Wie in den vergangenen Jahren reichen die meisten Kleider bis unter das Knie oder bis zur Wade. „Mini-Dirndl gehen gar nicht“, sagt Nina Munz. Dabei ist allerdings wichtig für das traditionelle Erscheinungsbild: „Die Schürze wird generell zwei Zentimeter kürzer getragen als das Kleid“, erklärt Gabriele Hammerschick. Ebenso klassisch sind die Schnitte wieder, sagt Nina Munz. Dirndl haben tiefe Balkon- oder Herzausschnitte und Mieder mit Verschnürungen, Knöpfen und Schößchen.

Eine Errungenschaft der letzten Jahre bleibe jedoch gefragt, darin sind sich die Experten einig: die Lederhose für Frauen. Es gibt sie in verschiedenen Längen, Qualitäten, Farben und vielen Stickvarianten. Dazu kombiniert man Mieder, T-Shirts oder Blusen im Karomuster wie bei etwa Spieth & Wensky zu sehen.

Bei den Accessoires sind in diesem Jahr Hüte fast schon Pflicht. Das Wichtigste: „Ausgefallen müssen sie sein“, sagt Hammerschick. „In diesem Jahr gibt es kleine, witzige Formen mit langen Federn, Leoprints, mit bunten Kordeln und Hüte mit farbigen Details.“ Auch sonstiger Haarschmuck mit Federn sei angesagt.

Insgesamt sollten Accessoires laut Hammerschick aber zu den auffälligen Kleidern nur begrenzt verwendet werden: „Weniger ist mehr.“ Sie rät: „Ein ausgefallener Halsschmuck oder Ohrringe reichen schon aus.“

Nina Munz von Angermaier empfiehlt Charinis - kleine Schmuckketten, die mit zwei Haken an der Schnürung des Oberteils befestigt werden. Auch Steck-Charivaris, die als Anhänger an die Schürze geklammert werden, seien im Trend. Daneben werden gerne Kropfbänder getragen. Lola Paltinger rät zu Bettelarmbändchen, die mehrere kleine Anhänger zieren.

Wichtig sind auch die richtigen Schuhe. „Das Gesamtbild muss harmonisch sein“, erklärt Hammerschick. Sie rät Damen zu Ballerinas, Pumps oder High-Heels. Vor allem zur Lederhose sollten Frauen einen modischen Schuh tragen und nicht den traditionellen Haferlschuh.

Männer haben eine begrenzte Auswahl: Sie tragen wie immer Lederhosen in allen Variationen. Aber: Wer modisch sein will, greife in diesem Jahr zu Farbigem, sagt Nina Munz. Das können bunte Westen oder eine Krachlederne mit farbiger Stickerei sein. Dazu werden passende Wadenwärmer getragen - Angermaier hat die sogenannten Loferl in diesem Jahr in Grün, Pink, Blau und Brombeerfarben im Sortiment. Oder, wie C&A zeigt, man kombiniert ein Tuch in Rot zum blauen Hemd.

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