Pop-Preis „Comet“: Show mit Knalleffekt

Oberhausen (dpa) - Die Verleihung des Pop-Preises „Comet“ ist wie das Musikfernsehen selbst: laut, schrill, bunt und größtenteils inhaltsleer.

Gut, es gibt Sieger wie den Berliner Rapper Sido oder die Band Culcha Candela, die sich über den kugelrunden Musikpreis des Fernsehsenders Viva gefreut haben, aber darum geht es in der Arena Oberhausen eigentlich gar nicht. An der Promi-Bar direkt vor der Bühne ist kaum ein Wort von der Show zu verstehen, die Stimmen hallen durch die Arena, die Stars und Sternchen der nationalen Musikszene trinken Bier und unterhalten sich. Zwischendurch werden einige auf die Bühne gerufen - und gefeiert.

Der aktuelle Superstar Pietro Lombardi schafft es nach einer Stunde Show, die Lärmpegel noch in die Höhe zu treiben. Die etwa 7000 Zuschauer brüllen und schreien, als der 18-Jährige aus Karlsruhe zum Bohlen-Diskostampfer „Call My Name“ über die Bühne wippt und winkt. Als Pietro seinen Final-Refrain eine halbe Oktave höher herausbringt, wird ein Showfeuerwerk abgefackelt. Die Halle ist entzückt, die jugendlichen Zuschauer stampfen und klatschen. „Wenn Pietro kommt, wird geil“, sagen zwei Grundschüler.

Während die Arena noch nach Feuerwerk stinkt, stürmt Komiker Oliver Pocher die Bühne und verkündet Eurovisions-Sängerin Lena Meyer-Landrut als Gewinnern in der Kategorie „Beste Künstlerin“. Die bedankt sich höflich und ist schnell wieder verschwunden. Andere Preisträger wie Unheilig oder die Beatsteaks erscheinen erst gar nicht, lassen aber per Videobotschaft nett grüßen.

Vor Ort ist dagegen die Band Revolverheld - sie wird „bester Liveact“. Und das DJ-Duo Laserkraft 3D holt sich für das Lied „Nein, Mann“ den Preis für den besten Partysong ab. Rapper Sido bedankt sich als „Bester Künstler“ auf seine Art: „Ick dacht eigentlich, dass ich dat Ding nich kriege“, berlinert er. In der einen Hand hält er später die kugelrunde Trophäe, in der anderen einen Plastikbecher mit einem Getränk von der Promi-Theke.

Jay Khan, bekannt aus dem RTL-Dschungelcamp, ist dann für eine Schlagzeile gut: Bevor der Sänger mit seinem neuen Millimeterhaarschnitt die „Durchstarter des Jahres“ verkündet, lässt er Hemd und Hose fallen - möglicherweise eine PR-Aktion für seine aktuelle Single „Nackt“. Es wird zur Nebensache, dass die deutsch-amerikanische Casting-Band „The Black Pony“ den Durchstarter-Preis einheimst. Gewählt wurden die vier Jungs per Zuschauervoting live während der Viva-Show.

Am Ende der zweieinhalbstündigen Show wird Nena (51) mit dem Sonderpreis „Platin Comet“ ausgezeichnet. Die vierfache Mutter singt zusammen mit der Party-Band „Die Atzen“ das Lied „Strobo Pop“ und wippt locker hin und her. Es fällt kaum auf, dass sie viel älter ist als alle anderen Künstler hier.

So laut wie bei Pietro wird es bei Nena nicht. Als sie aber ihre „99 Luftballons“ steigen lässt, können alle in der Halle mitträllern. Es folgen grünes Geflacker, Pyro-Effekte und Luftschlangen. Es wird geklatscht, gestampft, gesungen. Wenige Minuten später beginnen die Bühnenarbeiter schon mit dem Abbau der Showbühne. Die Comet-Verleihung wandert jetzt dahin, wo sie hingehört - ins Musikfernsehen.

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