Stuttgart 2015 Kirchentag: Persönliche Verantwortung für den Frieden

Die Vereinten Nationen müssen reformiert werden, fordern Kofi Annan und Frank-Walter Steinmeier. Aber der Einzelne sei den Krisen nicht ohnmächtig ausgeliefert.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD, li.) und der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan (re.) diskutierten beim Kirchentag 2015 in der Schleyerhalle.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD, li.) und der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan (re.) diskutierten beim Kirchentag 2015 in der Schleyerhalle.

Foto: Patrick Seeger

Stuttgart. Globale Institutionen müssten der neuen dynamischen Weltordnung angepasst werden, hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier auf dem Kirchentag in Stuttgart gefordert. "Bei Internationalem Währungsfonds und Weltbank ist das gescheitert und die Chinesen gründen jetzt ihre eigene Organisation. Ich will verhindern, dass das auch den Vereinten Nationen passiert."

Auf Steinmeiers Vermittlung war auch der Friedensnobelpreisträger und frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan nach Stuttgart gekommen. Gemeinsam mit dem englischen Bischof Nick Baines diskutierten die beiden die Frage, wer angesichts in der Vielzahl von Krisen und Konflikten weltweit Verantwortung übernehmen soll. "Wenn nichts mehr geht zwischen den Konfliktparteien, dann dürfen wir in Deutschland uns nicht verweigern", sagte Steinmeier. "Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache, das gilt auch in der Außenpolitik."

Den Schutz der Bevölkerung in den bewaffneten Konflikten, den Klimawandel und die gewaltigen Fluchtbewegungen nannte Annan als die drei größten Herausforderungen der internationalen Staatengemeinschaft. Der 77-Jährige, der vom Kirchentagspublikum enthusiastisch gefeiert wurde, setzt auf eine Reform der UN, für die er bereits Vorschläge erarbeitet hat: "Wer im Sicherheitsrat sein Veto einlegt, soll dann auch einen Vorschlag machen, auf welchem anderen Weg die Krise beigelegt werden kann."

Der internationale Terrorismus und die nichtstaatlichen Akteure, die die Charta der Vereinten Nationen verachten, erschweren das Krisenmanagement. Für Steinmeier ein Beleg dafür: Wer eine staatliche Ordnung zerstöre wie im Irak und Libyen, "sollte wissen, was der zweite Schritt ist". Mit den Konsequenzen der Irak-Intervention habe die Welt bis heute zu kämpfen.

Militärische Gewalt sei mitunter nötig, aber nie die Lösung, assistierte Annan. Und auf die drängenden Fragen aus dem Publikum, was die Kirchentagsbesucher selbst zum Frieden beitragen könnten, reagierte er mit einem Appell. Große Krisen hätten oft ihre Ursachen in der Demütigung Einzelner. Dem im eigenen Umfeld entgegenzutreten, dafür sei jeder persönlich verantwortlich. "Ich verlasse mich auf euch, meine jungen Freunde."

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