Kirchentags-Blog: Monheims Stadtchef beflügelt Kirchentag

Daniel Zimmermann debattiert in der Dresdner Frauenkirche.

Dresden. Manche Krisen von Kirche und Politik sind vergleichbar. So sehr die Institution Kirche Mühe hat, die vielfältigen Glaubensbedürfnisse zu bedienen, so sehr hat auch die repräsentative Demokratie mit ihren Bürgern zu kämpfen.

Er habe keine Angst vor Bürgerentscheiden, bekennt Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann (29) in der Dresdner Frauenkirche und erobert mit seiner unverstellten Art umgehend die Herzen der 1.700 Kirchentagsbesucher. Zimmermann wurde vor knapp zwei Jahren jüngster Bürgermeister in Deutschland.

Zimmermann ist beim Podium „Wir sind der Staat!“ eine Art Paradebeispiel für die Entwicklung zum engagierten Staatsbürger. Dass er in keine alte Partei eintrat, sondern mit der Jugendpartei Peto eine neue mitbegründete, „lag daran, dass wir uns zunächst gar nicht für Politik interessiert haben“. Es sei mehr um den Spaß gegangen, „etwas ausgesprochen Ungewöhnliches zu tun“.

Ist mehr Bürgerbeteiligung das Gebot der Stunde, wie es die Initiative „Mehr Demokratie“ auch auf Bundesebene fordert? Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) mahnt zunächst größeren Respekt vor den Volksvertretern an: „Es ist ja nicht so, dass die, die auf die Straße gehen, immer mehr im Recht sind als die Parlamente.“ Bürgerrechtler Joachim Gauck vergleicht die sinkende Wahlbeteiligung mit einer in die Jahre gekommenen Liebe: „Wir sind oft so frustriert von den Mängeln, dass wir die Freude des ersten Blicks vergessen.“

Forderungen nach einem sozialen Pflichtjahr sorgen für Applaus, gar eine Wahlpflicht wird erwogen. Zimmermann ist skeptisch. Aber er weiß: „Politik ist darauf angewiesen, dass viele mitmachen.“ Die Antwort seiner Jugendpartei: „Wir haben eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, die nennen wir 30 plus.“

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