Wirtschaft: Huber fordert Verantwortungseliten

Hamburg. Der ehemalige Berliner Bischof und EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber hat sich auf dem Kirchentag gegen Elitenverachtung ausgesprochen, gleichzeitig aber von ihnen Verantwortung eingefordert.

"Wer zur Verantwortungselite gehört, muss das Gemeinwohl im Blick haben."

Auf der Veranstaltung "Sinn des Wirtschaftens" im Hamburger Michel nahm Huber die Wirtschaftseliten ausdrücklich nicht von dieser Erwartung aus: "Wenn die Wirtschaft im Bemühen um den Zusammenhalt der Gesellschaft ausfällt, ist Gefahr im Verzug." Der Wirtschaftsethiker kritisierte eine Sichtweise, die den Sinn wirtschaftlichen Handelns allein auf die Gewinnmaximierung verenge. Die hergestellten Güter und Dienstleistungen müssten gut für die Menschen sein und Arbeitsplätze schaffen, die ein auskömmliches Leben ermöglichten.

Von den Erfolgen und Problemen verantwortlichen Unternehmertums berichteten fünf Managerinnen aus der Praxis. Ines Kolmsee, Vorstandsvorsitzende der SKW Stahl-Metallurgie Holding, schilderte, wie sie in einer Produktion nahe Bangladesch aus Arbeitsschutzgründen einen Vorbrecher anschaffen ließ. "Aber die Frauen, die dieses Zerkleinern vorher als Tagelöhnerinnen übernommen hatten, arbeiten jetzt auch nicht mehr für uns." Sie wisse bis heute nicht, ob sie diese Firmenentscheidung positiv oder negativ bewerten solle.

Regine Stachelhaus, Vorstandsmitglied des Düsseldorfer Eon-Konzerns, sieht im Zusammenschluss von Firmen Möglichkeiten, internationale Standards zu heben. So habe Eon zusammen mit sieben anderen Unternehmen, die auf Kohleimporte angewiesen sind, Verbesserungen bei den Umwelt- und Arbeitsbedingungen der Lieferanten erreicht.

Neue Wege geht Ashoka Deutschland. Die GmbH wirbt Geld ein und stellt es als Anschubfinanzierung für Firmen zur Verfügung, die sich der Lösung gesellschaftlicher Probleme widmen. So wird in Tansania sogar die Ausbildung von Ratten gefördert. Sie können danach Minen erspüren und damit Menschenleben retten.

"Wer, wenn nicht wir?", mit dieser Frage nahm Christine Hohmann-Dennhardt den Daimler-Konzern beim Kampf gegen Korruption in die Pflicht. Sie selbst ist dort Vorstandsmitglied für Integrität und Recht. Wer sage, Korruption sei in bestimmten Konstellationen unvermeidlich, gebe den Kampf schon auf. "Unsere Mitarbeiter müssen wissen, dass ihnen keine negativen Konsequenzen drohen, wenn sie solche Wege nicht mehr mitgehen."

Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Outdoor-Spezialisten Vaude Sport, setzt auf konsequente Zertifzierung auf der Basis schärfster ökologischer Anforderungen. "Die Kunden müssen den Mehrwert zu schätzen wissen." Die Mehrkosten machten sich schon bei motivierten Mitarbeitern und einem partnerschaftlichen Verhältnis zu den Händlern bemerkbar. "Ohne Gegenrechnung: Es lohnt sich."

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