Thomas Gottschalk verlässt „Wetten, dass..?“

Halle/Berlin (dpa) - Thomas Gottschalk tritt als Moderator von „Wetten, dass..?“ ab.

Zehn Wochen nach dem Unfall des Kandidaten Samuel Koch gab der 60-jährige Entertainer am Samstagabend vor einem Millionenpublikum seinen Rückzug von der erfolgreichsten TV-Show Europas bekannt: Er könne „nicht weitermachen, als wäre nichts passiert“. Auf der Sendung liege seit dem Unfall für ihn persönlich ein Schatten, sagte der Moderator in Halle bei der Sendung zum 30-jährigen Jubiläum der Show.

Die letzte reguläre „Wetten, dass..?“-Sendung mit Gottschalk soll am 18. Juni in Mallorca über die Bühne gehen. Vorher moderiert er noch am 19. März in Augsburg und am 30. April in Offenburg. Im Herbst soll es dann drei Sonderausgaben mit Gottschalk und neuen Wetten sowie Rückblicken aus der Geschichte der Erfolgssendung geben. Anschließend soll das Konzept der Show überarbeitet werden. „Wir rechnen mit einer Pause von ungefähr einem halben Jahr“, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut.

Wer die Nachfolge von Gottschalk antreten wird, bleibt zunächst unklar. „Ich spekuliere heute nicht über Namen, kann aber sagen, dass ich weder mit Jörg Pilawa noch mit anderen Personen gesprochen habe“, sagte Bellut. Die ZDF-Neuverpflichtung Pilawa (45), Moderator der Show „Rette die Million!“, gilt als möglicher Show-Erbe.

Gottschalks Schritt bedeute nicht den Abschied des beliebten Moderators vom ZDF, betonte Intendant Markus Schächter noch am Abend: „Wir planen mit ihm neue Formate für das kommende Jahr und werden jetzt in Ruhe über die Nachfolge in der Präsentation von "Wetten, dass..?" ab 2012 beraten und entscheiden.“

Der „Wetten, dass..?“-Erfinder Frank Elstner bedauerte Gottschalks Rückzug: „Mir tut es wahnsinnig leid, dass er aufhört. Ich hätte ihn gerne noch viele Jahre bei "Wetten, dass..?" gesehen“, sagte er „bild.de“. Die Zukunft der Show überlässt Elstner dem Mainzer Sender: „Ich habe die Sendung seit 25 Jahren nicht mehr gemacht und wäre deshalb der falsche Ratgeber, der seinen Senf dazugeben sollte.“

Gottschalk hatte noch Mitte 2010 seinen Vertrag mit dem ZDF bis 2012 verlängert. Die Wende trat am 4. Dezember mit dem Unfall von Samuel Koch ein, der mit Sprungfedern über ein fahrendes Auto springen wollte, dabei stürzte und sich so schwer verletzte, dass er sich zwei Halswirbel brach und seitdem gelähmt ist. Nach dem Unfall wurde die Sendung vielfach kritisiert. Gottschalk erklärte jedoch zunächst, er wolle weitermachen.

Doch nun hat sich sein Standpunkt geändert: „Die Hoffnung, der Unfallschock ist von kurzer Dauer, hat sich nicht erfüllt“, sagte der Entertainer. Er hatte Koch in der Klinik besucht und berichtete nun: „Ich bin schon froh zu wissen, dass Samuel uns heute Abend zuschaut... (...) Ich habe ihn letzte Woche endlich besuchen können, und er hat mich ausdrücklich gebeten, allen zu danken, die sich in Briefen und in Gebeten um ihn gesorgt haben.“ Seine Ansprache am Anfang der Sendung las Gottschalk entgegen seiner Gewohnheit von einem Teleprompter ab.

In Medienberichten fällt immer wieder der Name Pilawa als Gottschalk-Nachfolger. ZDF-Programmdirektor Bellut setzte zunächst noch auf die Macht des Publikums, um „Mr. Wetten dass..?“ womöglich doch zum Bleiben zu überreden. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wer weiß, wie das Publikum reagiert“, sagte er unmittelbar nach der Show in Halle. „Ich kenne seinen Entschluss seit kurz vor Weihnachten“, ergänzte Bellut. Damals habe der Showmaster ihn und Schächter informiert.

Gottschalk betonte jedoch in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der „Süddeutschen Zeitung“, dass seine Entscheidung „ein irreversibler Schritt“ sei. Die Sendung sei ein ganz wichtiger Teil seines Lebens, den er nun aufgebe.

Bei der 193. Ausgabe hatte „Wetten, dass..?“ so viele Zuschauer wie schon lange nicht mehr und war am Samstagabend die mit Abstand meistgesehene Sendung im deutschen Fernsehen. Im Schnitt hatte sie 10,56 Millionen Zuschauer. Das entsprach einem Marktanteil von 32,1 Prozent zwischen 20.15 Uhr und 23 Uhr. Gäste waren unter anderem Take That, Udo Lindenberg, Maria Furtwängler und Naomi Campbell. Für Gottschalk war es die 145. Show.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort