„Wetten, dass..?“-Debüt: Lanz kann's

Berlin (dpa) - Das war ein echter Kraftakt von Markus Lanz. Sein Debüt beim ZDF-Showklassiker „Wetten, dass..?“ am Samstagabend hat der Moderator wortreich und mit viel körperlichen Einsatz in mehr als drei Stunden gestemmt.

„Ich denke, wir haben es nicht versenkt“, sagte der 43-Jährige am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Nach seiner Premiere, die als Fernsehereignis des Jahres mit großer Spannung erwartet worden war, gab sich Lanz aber auch kritisch. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Das wird spannend in den nächsten Wochen und Monaten.“

Auch wenn - etwa bei der Technik - noch manches verbesserungswürdig ist, wurde Lanz mit einer starken Quote belohnt. 13,62 Millionen Zuschauer verfolgten die Show. Sein Vorgänger Thomas Gottschalk, der zeitgleich als Juror in der dritten Ausgabe der RTL-Show „Das Supertalent“ vor der Kamera saß, musste sich mit 4,57 Millionen Zuschauern begnügen. 1:0 für Lanz. Da gab es sogar Glückwünsche von der Konkurrenz: „Lanz hat Gottschalk und Bohlen klar versenkt. Uns auch“, twitterte der Privatsender ProSieben.

Sechs Wetten und eine Stadtwette bedeuteten für den 43-jährigen Südtiroler mehr Programm als früher für Gottschalk. Gleich die erste Wette, als Kandidat Cihan per Fallrückzieher auf einem Seil stehend Bälle im Tor versenken wollte, ging verloren. Danach klappte es besser. Ein Kandidat morste seiner Partnerin per Ohrenwackeln Begriffe zu, eine andere erkannte Hunderassen an ihren Haaren, ein Schüler kannte sich bestens im Berliner S-Bahn-Netz aus.

Lanz, im dunkelgrauen Anzug mit Weste, aber ohne Krawatte, erzählte Witze, kalauerte zuweilen im Stil alter Schule (zum Beispiel beim Wortspiel „Migränehintergrund“ statt „Migrationshintergrund“), er schaffte 30 Liegestütze mit Bierkiste auf dem Rücken, er plauderte in der Spitze mit neun Gästen auf seiner neuen Couch. Und weil 500 Düsseldorfer es schafften, mit ihren bemalten Körpern das Vereinsemblem von Fortuna Düsseldorf zu formen, darf Lanz Anfang November mit Düsseldorfer Trikot um den Kölner Dom laufen.

Zwischendurch immer mal wieder Ton-Probleme, zum Teil wirre Kamerafahrten. Doch nach und nach ruckelte sich die Sendung zusammen, und die Kritik fiel zum Teil ganz wohlwollend aus. So schrieb „Bild.de“: „Es war am späten Ende vieles wie bei Elstner. Manches wie bei Lippert (ja, dieses Kumpelige...), und natürlich eine Menge wie bei Thomas Gottschalk. Das Entscheidende aber war von Lanz. Der Einsatz, die Begeisterung, dieses: Ja, ich will.“

Er sei mental bestens vorbereitet und körperlich auf den Punkt fit gewesen, der Herausforderung in jeder Hinsicht gewachsen, stellte „Spiegel Online“ fest. „Zwischendurch ist dem 43-Jährigen Südtiroler zwar merklich die Puste ausgegangen, doch aufgegeben hat er nie. Am Ende wurde sein Wille mit einer persönlichen Bestleistung belohnt, die durchaus Hoffnung macht auf seine künftige Performance. Die erste Etappe ist geschafft. Im Trainingslabor am Mainzer Lerchenberg wird man weiter an der Optimierung seiner Unterhaltungswerte arbeiten.“

„Die Innovationen hielten sich in Grenzen“, resümierte die Hamburger Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher. „Mehr Berücksichtigung der Wettkandidaten, Stern- und Glitzereffekte im Studio digitale Optik, glatte Abläufe ohne Überraschungen. Lanz' gezielte Fragen und überlange Talkrunden sollen wohl Gottschalks Spontaneität ersetzen.“ Die Sendung ist aus Bleichers Sicht „eine Mischung aus Bausteinen des alten "Wetten, dass..?", der Lanz-Talkshow mit deutlichen Anleihen von Elementen erfolgreicher ProSieben Formate wie "TV Total" oder "Schlag den Raab"“.

Lanz hat jetzt rund vier Wochen Zeit, sein Debüt zu verkraften und mit dem ZDF am Konzept der überfrachteten Show zu arbeiten. „Ich glaube, es gibt ein paar Ansätze, die wir in jedem Fall weiter verfolgen, vielleicht sogar ausbauen sollten. Aus anderen müssen wir die richtigen Lehren ziehen“, sagte er der dpa. „Eine der Lehren ist für mich: Es geht nicht immer darum, alles besser machen zu wollen. Manchmal ist es klüger, es einfach nur anders zu machen.“

Am 3. November folgt die zweite Ausgabe in Bremen. Einen Gast kündigte er bereits zum Finale am Samstag an: Hollywood-Star Selma Hayek.

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