Wuppertaler Juwelier Jürgen Abeler: Ein Mann und seine Ringe

Ab Dienstag werden 600 Ringe des Wuppertaler Sammlers und Juweliers Jürgen Abeler bei Christie’s in London versteigert.

Wuppertal/London. Wenn Männer sammeln, dann meist Bierdeckel, Modellautos, Briefmarken oder Münzen. Jürgen Abeler interessierte sich für weitaus filigranere Stücke — für Ringe. Antike Exemplare, aufwendige Kunstobjekte, schlichte Varianten in Gold — 600 Ringe umfasst die Sammlung des 2010 verstorbenen Wuppertalers. Heute wird ein Teil bei Christie’s in London versteigert.

Die Leidenschaft für Schmuckstücke liegt in der Familie. Seit 1840 betreiben die Abelers in Wuppertal ein Juwelier- und Uhrenfachgeschäft. Georg Abeler — Vater von Jürgen Abeler — gründete außerdem das Wuppertaler Uhrenmuseum. In sechs Generationen haben bisher 26 Familienmitglieder Uhrmacher und Goldschmied gelernt. So auch Jürgen Abeler.

Mit 15 Jahren bekam er von seiner Großmutter ein Buch zur Historie des Rings geschenkt. „Er hat seine Großmutter Paula sehr verehrt. Von dem Tag an begann er zu sammeln“, sagt seine Tochter Carola Abeler, die die Auktion angestoßen hat. Welcher Ring sein erster war, weiß sie nicht mehr. Aber sie erinnert sich an eines seiner Lieblingsstücke. „Das war der Amor-Ring. Er fand die Idee und die exzellente Goldschmiedetechnik toll.“

Aus einer kleinen Schatulle mit einem Stiefmütterchen auf dem Deckel springt, betätigt durch einen Knopf, Amor mit Pfeil und Bogen heraus. Fast 200 Jahre alt ist der schmale Goldring. „Die Geschichte hinter einem derart alten Objekt interessierte ihn immer sehr.“ Um den Hintergrund herauszufinden, recherchierte Abeler in Büchern, tauschte sich mit anderen Sammlern aus.

Viel zu entdecken gab es beispielsweise bei einem Ring, der in Gedenken an den britischen Admiral Horatio Nelson (1758-1805) angefertigt wurde. Eingraviert ist dort unter anderem „Trafalgar“ — dort fand seine letzte große Schlacht statt. „Mein Vater hat alles, was er entdecken konnte, aufgeschrieben“, sagt Carola Abeler. Und gerne immer wieder erzählt — auch seinen Kindern. Dann wurde ein Ring aus dem Safe geholt und berichtet, an welchem Finger das gute Stück schon steckte. Manchmal blieben die Ringe allerdings ein Rätsel. Nur zu besonderen Anlässen wurde die Privatsammlung im Geschäft der Abelers gezeigt.

Der Sammler fand den Schmuck über Anzeigen in Zeitungen, Auktionen oder in Antiquitätengeschäften. Besonders gerne kaufte er Ringe auf Reisen mit seiner Frau. „Wenn ihm einer im Schaufenster gefiel, konnte er nicht ’dran vorbeigehen“, erzählt seine Tochter. Sein letzter Ring, den er wenige Wochen vor seinem Tod kaufte, stammt von einem modernen Künstler. Er heißt „Isseki Nicho“ — das ist japanisch für: „Ein Stein — zwei Vögel“.

Mit dem Verkauf seiner Ringsammlung sei ihr Vater einverstanden gewesen, sagt seine Tochter. „Er hatte selbst schon zu Christie’s Kontakt aufgenommen.“ Wie viel die 600 Ringe einbringen werden, bleibt abzuwarten. Das Auktionshaus schätzt die einzelnen Stücke sehr unterschiedlich: zwischen 600 und mehr als 5000 Euro. Die wertvolle Fracht ist übrigens ganz unspektakulär nach London gegangen: Mitarbeiter des Auktionshauses haben sie in zwei einfache Koffer verstaut.

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