385 Millionen Euro für das Pergamonmuseum

Das Berliner Mammutprojekt startet zum Jahresbeginn. Bis 2025 soll das Gebäude in mehreren Abschnitten umgebaut werden.

Berlin. Imposant ragt das Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel heraus. Doch in den kommenden Jahren wird sich einiges in dem Gebäude ändern. Zu Jahresbeginn rücken die Bautrupps an: Im Rahmen des Masterplans für die unter Unesco-Schutz stehende Museumsinsel wird das Haus bis zum Jahr 2025 grundlegend saniert und umgebaut — mit veranschlagten Kosten von bisher 385 Millionen Euro ein Mammutprojekt, das auch die Denkmalschützer auf den Plan rief. Die Kosten trägt zu hundert Prozent der Bund.

„Der Besucher wird die antike Architektur künftig in einem großartigen Rundgang erleben. Wie in keinem anderen Museum der Welt wird man einen Eindruck von ihrer Monumentalität bekommen“, sagt der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. Die Stiftung ist Eigentümerin aller fünf Häuser auf der Museumsinsel und damit auch Bauherr für das neue Projekt.

Um das publikumsträchtige Haus nicht auf Jahre hin ganz schließen zu müssen, ist die Sanierung in mehreren Abschnitten geplant. Den Auftakt macht der bei Denkmalschützern als besonders sensibel eingestufte Nordflügel. Dort soll später die reich geschmückte Fassade der jordanischen Wüstenresidenz Mschatta aus dem 8. Jahrhundert komplett aufgebaut werden. Dieses Glanzstück des Islamischen Museums ist bisher wenig spektakulär im Südflügel untergebracht.

Der Landesdenkmalrat hatte die Umbaupläne im vergangenen Jahr als „massiven Eingriff in das Baudenkmal“ abgelehnt und vor einem Verlust des Welterbe-Siegels gewarnt. In langwierigen Verhandlungen mit dem Denkmalamt einigten sich beide Seiten schließlich auf einen Kompromiss. Danach hält die Preußenstiftung zwar an dem Plan fest, die Fassade vor der Fensterfront im sogenannten Stadtbahnsaal zu errichten. Die Fensternischen dahinter sollen aber gleichwohl erhalten werden.

„Hier ist eine sehr gute Lösung gefunden worden. Wir sehen keinen Anlass zur Besorgnis“, sagt Michael Petzet vom Internationalen Denkmalrat ICOMOS in München, der für die Beobachtung des Weltkulturerbes zuständig ist. Nach Angaben von Petra Rohland, Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde, soll es während des Umbaus weitere Detailabstimmungen geben. „Wir gehen davon aus, dass wir eine denkmalverträgliche Lösung finden.“

Bis zum Jahr 2019 sollen die Arbeiten am Nordflügel dauern. Parallel dazu läuft bereits 2014 auch die Sanierung des Mittelbaus an. „Besonders schmerzen wird uns die Schließung des Pergamonsaals für zwei, drei Jahre“, sagt Hermann Parzinger auch mit Blick auf die Einnahmen durch den Publikumsmagneten. „Wir überlegen derzeit, ob wir vielleicht einige Reliefs woanders zeigen können. Aber ihn komplett auszubauen, ist schlichtweg unrealistisch.“

Die Pläne für den Umbau sehen vor, dass der einst von dem kaiserlichen Architekten Alfred Messel entworfene und 1930 eröffnete dreiflügelige Bau durch eine vierte Seite zum Spreearm hin ergänzt werden. Der sogenannte Ehrenhof in der Mitte ist dann ganz umbaut. Auf der Hauptebene wird so ein Rundgang durch das gesamte Haus möglich. Ziel ist eine Art archäologische Zeitreise, die die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kulturen deutlich macht. Die neu aufgebaute Mschatta-Fassade wäre der imposante Abschluss.

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