Abschied von einem Jahrhundertsänger - Dietrich Fischer-Dieskau

Der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau starb wenige Tage vor seinem 87. Geburtstag.

Düsseldorf. Ob Franz Schuberts „Winterreise“ oder die „Kindertotenlieder“ Gustav Mahlers — in dem Bariton Dietrich Fischer-Dieskau fand sich für das romantische Lied-Repertoire ein Interpret von geistvollster Gestaltungskraft. Kaum ein anderer Sänger vermochte Wort und Musik in Gedicht-Vertonungen derart subtil in Einklang zu bringen. Seine schöne, warme und geschmeidige Stimme verband sich mit einer intellektuell durchdrungenen Artikulation des Textes, wodurch sein Singen immer ein Genuss für Geist und Gemüt wurde.

Als Lied-Sänger ist er schon in jungen Jahren eine lebende Legende. 1925 in Berlin geboren, steht er bereits mit Mitte 20 auf den ganz großen Bühnen und Podien der Welt. In den frühen 50er Jahren wird einer der berühmtesten Dirigenten des 20. Jahrhunderts, Wilhelm Furtwängler, auf den frühreifen jungen Sänger aufmerksam. In Furtwänglers grandios expressiven Einspielung von Wagners „Tristan und Isolde“ übernimmt der 28-jährige Fischer-Dieskau die große Partie des Tristan-Freundes Kurwenal. Es folgt eine lange Weltkarriere, während der er mehr als 400 Schallplatten und CDs einsingt. Damit gilt er als der meistaufgenommene Sänger überhaupt.

Fischer-Dieskau überzeugte nicht nur als Sänger. Das Multitalent malte, dirigierte, unterrichtete und schrieb philosophische Bücher über Musik und Theater. Die starke Intellektualität des Sängers führte zu einem Gesang, der nicht nur Freunde fand. Mancher Kritiker charakterisierte Fischer-Dieskaus Vortrag als manieriert, zu artifiziell und überpointiert. Am Freitag starb der mehrfache Familienvater wenige Tage vor seinem 87. Geburtstag in Berg am Starnberger See.

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