Architekt Koolhaas und die Stadt ohne Eigenschaften

Hamburg (dpa) - Der Stararchitekt Rem Koolhaas (67) sieht in der zunehmenden Gesichtslosigkeit der Städte auch Vorteile.

„In einem Zeitalter der massenhaften Immigration muss es vielleicht auch zu einer massenhaften Ähnlichkeit der Städte kommen“, sagte der Niederländer in einem Interview des Magazins „Der Spiegel“. „Diese Städte funktionieren wie Flughäfen: Die immer gleichen Geschäfte sind an den immer gleichen Stellen. Alles ist über die Funktion definiert, nichts über die Geschichte. Das kann auch befreiend sein.“

Für Einwanderer sei es einfacher, durch Dubai, Singapur oder die Hamburger HafenCity zu laufen als durch schöne mittelalterliche Stadtkerne. „Denn die strahlen für diese Menschen nichts als Ausschluss und Zurückweisung aus“, sagte Koolhaas. Die traditionelle Stadt sei sehr von Regeln und Verhaltenscodes besetzt. „Die Stadt ohne Eigenschaften aber ist frei von eingefahrenen Mustern und Erwartungen. Es sind Städte, die keine Forderungen stellen und dadurch Freiheit schaffen.“

Koolhaas sagte, nur fünf Prozent seiner Entwürfe würden tatsächlich gebaut. „Wir Architekten werden als Helden gefeiert, dabei ist Erniedrigung unser Alltag. Der größte Teil unserer Arbeit für Wettbewerbe und Ausschreibungen verschwindet automatisch. Kein anderer Berufsstand würde solche Bedingungen akzeptieren.“

Zu den bekanntesten Konstruktionen des niederländischen Architekten zählt das Sendegebäude des chinesischen Staatsfernsehens CCTV in Peking.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Unwiderstehliche Grusel-Revue
Acht Schauspiel-Talente begeistern im Düsseldorfer Doppelstück „Das Sparschwein/Die Kontrakte des Kaufmanns“ Unwiderstehliche Grusel-Revue
Zum Thema
Kommissar Henry Koitzsch (Peter Kurth, M.)
Liebe und Hass in der Vorstadt
Peter Kurth und Peter Schneider ermitteln im „Polizeiruf“ nach einem Kindsmord in Halle/SaaleLiebe und Hass in der Vorstadt
Aus dem Ressort