ARD-Dokumentation über Die Toten Hosen

Dokumentation über die Düsseldorfer Band läuft am Samstag.

Düsseldorf. 30 Jahre liegen zwischen diesen Bildern: Andi, damals noch Roadie und auf dem Sprung, Bassist der neuen Band Die Toten Hosen zu werden, liegt zugedröhnt auf dem Boden. Ein Milchgesicht — „und einen Roadie brauchten die gar nicht“, erinnert sich der heute 50-Jährige. „Die Band und die Anlage passten komplett in einen Ford Taunus Turnier.“ Dabei sein, Spaß haben, Freunde finden, das war’s. Dann sieht man den Musiker heute auf seinem schicken Segelboot, die Szene atmet Erfolg und Lebensgenuss.

Eric Friedler hat die Düsseldorfer Band für seine ARD-Dokumentation ein Jahr begleitet. Ihr Reiz liegt darin, dass er ein anderes Bild als das sattsam bekannte zeigen kann — schon weil die als Kontrollfreaks bekannten Hosen auf jeden Einfluss verzichtet haben. Der mehrfach ausgezeichnete Filmemacher („Der Sturz — Honeckers Ende“; „Ein deutscher Boxer“) rückt den Musikern buchstäblich auf die Pelle. Er zeigt sie nackt und mit Bauchansatz, entblößt bis zur Ehrlichkeit.

Friedler hat fasziniert, „dass die Band nach 30 Jahren immer noch funktioniert wie ein Kibbuz, in dem alles gemeinsam diskutiert und entschieden wird“. Er ist auch bei einer dieser „blauen Stunden“ dabei, wo die alten Herren die eher pickelig anmutende Auftrittsanfrage der „Ultimativen Chartshow“ von RTL in der Tonne versenken. „Ich habe nichts gegen das Berühmtsein“, sagt Campino, aber so weit geht die Verkaufe dann doch nicht.

Wobei die Düsseldorfer mehr für Kommerz und Erfolg getan haben als etwa die Punkkonkurrenz von den Ärzten, die mehrfach zu Wort kommen. „Wir wären nicht zur Echo-Verleihung gegangen“, meint etwa Ärzte-Sänger Farin Urlaub. Campinos Schwester findet, dass die Hosen politisch mehr Schärfe hätten zeigen können.

Der Frontmann dürfte auch an anderen Stellen schlucken. Sehr eloquent und durchsetzungsstark kommt er rüber. Gitarrist Kuddel gibt zu, dagegen nie angekommen zu sein — dass dies auch Leidensdruck erzeugte, ist offensichtlich. „Wenn die Toten Hosen die UN wären“, sagt Manager Jochen Hülder, dann sei Campino sicher nicht das kleine Bulgarien.

ARD, Sa. 23.40 Uhr: „Nichts als die Wahrheit — 30 Jahre Die Toten Hosen“

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