Auf den Spuren einer Kaiserin

Bevor das Musical „Elisabeth“ im kommenden Jahr in Essen Station macht, muss viel geübt werden — wie jetzt in Solingen.

Auf den Spuren einer Kaiserin
Foto: Stephan Eppinger (2); Semmel Concerts/Herbert Schulze

Wien/Solingen. Es ist eine frühere Solinger Messer- und Scherenfabrik, in der sich das Ensemble und die Solisten derzeit auf ihre Tour mit dem Musical Elisabeth vorbereiten. Dieses wird erstmals in China zu sehen sein — nach den Proben im Bergischen Land geht es direkt in die Metropole Shanghai. Dorthin sind bereits 14 Schiffscontainer unterwegs, in denen sich die Bühne befindet. Kostüme und weitere Requisiten werden nach den Proben mit dem Flieger nach China gebracht. Ab dem 9. Dezember wird Elisabeth in Shanghai zu sehen sein und kommt dann ab dem 26. Februar nach Essen.

Auf den Spuren einer Kaiserin
Foto: Stephan Eppinger (2); Semmel Concerts/Herbert Schulze

Für die Solinger Produktionsfirma La Belle ist die Heimspiel-Probe im heutigen Technologie- und Gründerzentrum eine Premiere. „Wir werden aber auch künftig auf diesen Ort hier setzen“, sagt Produzentin Andrea Friedrichs. Geprobt wird mit dem gut 50-köpfigen Team unter anderem in einer alten Maschinenhalle, wo noch eine Dampfmaschine ihren Platz hat.

Auf den Spuren einer Kaiserin
Foto: Eppinger, Stephan

Für Hauptdarstellerin Roberta Valentini ist mit der Rolle der Elisabeth ein Traum in Erfüllung gegangen: „Als ich zum ersten Mal in das Kostüm geschlüpft bin, musste ich eine Träne vergießen. Meine Familie und Freunde waren total begeistert, dass ich die Elisabeth spiele“, erinnert sich die 33-jährige Nürnbergerin. Ihren ersten Kontakt mit der Geschichte der unglücklichen Kaiserin hat sie durch die berühmten Sissi-Filme mit Romy Schneider: „Die habe ich immer an Weihnachten mit meiner Mutter geguckt, das hat bei uns schon Tradition.“

Die Solistenproben im Wiener Raimund-Theater hat Valentini auch dazu genutzt, der historischen Elisabeth etwas näher zu kommen: „Sie war eine Frau mit sehr vielen Facetten — so hat sie sich als Tattoo einen Anker auf die Schulter stechen lassen, auch sonst hat Elisabeth mit vielen Konventionen gebrochen“, sagt ihre Darstellerin.

Ähnlichkeiten zwischen ihr und der Kaiserin sind beispielsweise die Liebe zu Süßigkeiten: „Ich liebe Schokolade, bin aber wie Elisabeth auch auf meine Fitness bedacht und mache regelmäßig Yoga.“ Die Rolle erkennt Valentina als echte Herausforderung: „Ich decke auf der Bühne eine Altersspanne zwischen 15 und 60 Jahren ab. Mit Anfang 30 muss ich mich in die alte Elisabeth hineindenken.“

Für Michael Kunze, der die Texte für das Musical verfasst hat, war es in den 90er Jahren ein Anliegen, nicht den schönen Klischees der Sissi-Filme zu verfallen, weshalb auch bewusst der volle Vorname als Titel gewählt wurde. „Wir wollten nie ein Hochglanzmusical wie am Broadway schaffen. Mit Elisabeth ist ein ganz neues Genre entstanden, das seine eigene Sprache gebraucht hat“, sagt der Mann, der auch schon Lieder für Udo Jürgens und Gitte geschrieben hat.

Eine neue Herausforderung für Kunze ist nicht nur der Export des deutschen Musicals nach China, das er zusammen mit dem Komponisten Sylvester Levay konzipiert hat. „Nachdem es Elisabeth schon auf Koreanisch und Japanisch gibt, soll es nun in den kommenden Jahren auch ins Chinesisische übersetzt werden“, berichtet Kunze. Die ersten Schritte dazu werden gerade im Bergischen unternommen.

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