Autor David Safier im Interview: „Männer haben auch Gefühle“

Bestseller-Autor David Safier über die Probleme einer Kuh auf dem Weg zum Glück, empfindsame Männer und schlechte Kritiken.

Bremen. In den Romanen von David Safier stehen die Frauen immer vor demselben Problem: Sie suchen das Glück und bekommen Ärger mit den Männern. So geht es auch Lolle, der vierbeinigen Hauptfigur in Safiers neuem Roman „Muh!“, der sofort in die „Spiegel“-Bestseller-Liste eingestiegen ist. Erst erwischt die Kuh ihren geliebten Stier mit einer anderen. Dann stellt sie fest, dass sie schwanger ist. Da hilft nur die Flucht nach Indien.

Herr Safier, sind Sie ein Kuhversteher?

David Safier: Na ja, das Buch ist ja keine Dokumentation. Die Kuh ist in meinem Buch wie in alten Sagen durchaus vermenschlicht. Sie hat menschliche Gedanken. Es geht bei ihr um Liebe, Zukunft, das Glück. Ich war zum Recherchieren also nicht extra auf dem Bauernhof — und mit Kühen habe ich mich auch nicht unterhalten.

Ihre Hauptfigur heißt Lolle. Ist sie das tierische Alter Ego von Lolle aus der TV-Serie „Berlin, Berlin“, für die sie die Drehbücher geschrieben haben?

Safier: Nein. Ich habe nach guten Kuh-Namen gesucht — und Lolle passte einfach. Die Probleme, die die beiden Lolles haben, sind natürlich ähnlich. Die ziehen sich durch alle meine Bücher. Die Frage nach Liebe, was ist Glück, was will ich vom Leben?

Muss man auf eine weite Reise gehen, um das Glück zu finden?

Safier: Ich bin ja ein richtiger Langweiler, was das betrifft. Ich bin nie aus Bremen rausgekommen und habe dennoch mein Glück gefunden. All die Erfahrungen, die Lolle macht und die Schlüsse, die sie daraus zieht, kann man ja auch zu Hause machen — wenn man denn geschärfte Augen dafür hat.

„Muh!“ ist bereits Ihr fünftes Buch mit einer weiblichen Protagonistin. Können Sie sich gut in Frauen hineinversetzen?

Safier: Männer und Frauen sind gar nicht so unterschiedlich. Wir Männer haben — das mag viele Frauen überraschen — auch Gefühle. Ich muss also gar nicht großartig darüber nachdenken, wie würde sich eine Frau fühlen. Wie würde es mir denn gehen, wenn ich betrogen werde? Oder Liebeskummer hätte? Oder sterben würde? Da gehe ich von mir aus. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist schlicht und ergreifend, dass Männer nicht so gut über Gefühle reden können.

Oder sich nicht trauen . . .

Safier: Ich glaube tatsächlich, man würde schneller abwertend reagieren, wenn eine männliche Romanfigur so über ihre Gefühle reden würde — ist der empfindlich, weinerlich, emotional, heißt es dann. Wenn eine Frau über Glück redet, , fühlt sich das viel natürlicher an. Deshalb ist es für mich sogar einfacher, aus der Perspektive einer Frau zu schreiben.

Manche Kritiker nennen Ihre Bücher seicht. Wie gehen Sie mit schlechten Kritiken um?

Safier: Die lese ich nicht. Es hilft einem nicht weiter, und es trifft einen. Das habe ich damals schon beim Fernsehen gelernt.

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