Barenboim und Boulez präsentieren Liszt-Konzerte

Essen. Er schwingt sich noch einmal auf zwei große Schlachtrösser, der reife Recke Daniel Barenboim. Der 69-jährige Pianist spielt in der Philharmonie Essen gleich beide Klavierkonzerte von Franz Liszt an einem Abend hintereinander.

Die Soloparts verlangen äußerste Virtuosität und sportliche Kondition, komponierte sie doch einst der junge Liszt für seine eigenen glänzenden Auftritte.

Nun gehört Barenboim zwar zu den großen Musikern unserer Zeit, ist vor allem ein feinsinniger Mozart-Spieler, doch die reine Bravour und technische Überlegenheit war seine Sache noch nie so recht. Umso erstaunlicher die Entscheidung für den pianistischen Parforceritt.

Beim Konzert zeigte Barenboim, dass er den manuellen Ansprüchen zwar gewachsen ist, indes beim Tempo einen Gang runterschalten muss. Das tut dem Musikerlebnis aber keinen Abbruch. Denn das Faszinierende des Abends erwächst aus der Eloquenz, mit der Barenboim den Flügel zum Sprechen und Singen bringen kann.

Am Pult der Staatskapelle Berlin waltet derweil Pierre Boulez, der sich mit seinen 86 Jahren noch immer als Meister der orchestralen Klarheit erweist. Ab und zu ist sein strenges Metrum zwar zu starr für Barenboims Tempo-Gestaltung, doch aus den leichten Turbulenzen, die dabei entstehen, wissen die erfahrenen Musik-Granden sich souverän wieder heraus zu manövrieren.

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