Berliner Schloss: Echtes Barock — Baujahr 2014

Franco Stella präsentiert neue Pläne für das Berliner Schloss: viele Ziegel und ein wenig Beton.

Berlin. Ein spektakulärer Magnet für drei Millionen Besucher jährlich soll es werden, prägend für „die Identität und das Gedächtnis“ der Stadt: Als der Architekt Franco Stella im voll besetzten Audimax der Humboldt-Universität seine Pläne für das künftige Berliner Schloss präsentiert, gerät er umgehend ins Schwärmen.

Einem Vorwurf begegnet der 68-jährige Italiener vehement: Die Barock-Fassade an drei der vier Schloss-Seiten werde „keine Attrappe“ sein. 60 Zentimeter dicke Ziegelmauern sollen die Figuren und Verzierungen tragen — so wie es der preußische Baumeister Andreas Schlüter (1659 — 1714) konzipiert hatte.

Was allerdings an Figuren auf den Mauern sowie an Portalen in den Höfen angebracht wird, hängt ausschließlich von Spenden ab. Bis das nötige Geld beisammen ist, werden sie einfach weggelassen. So wird es zwar eine Kuppel geben, doch bleibt sie zunächst nackt.

Leises Murren im Saal gibt es, als Stella die moderne Lochfassade aus Beton zur Spree hin vorstellt, die er „Belvedere“ nennt. Immer wieder bemüht der Architekt die Klassiker, stellt etwa die „Agora“ hinter dem Haupteingang als Theater dar, wo Stiftungs-Chef Manfred Rettig lieber von einem Veranstaltungssaal für 1200 bis 1500 Personen spricht.

Anklänge an den abgerissenen Palast der Republik aus DDR-Zeiten, der früher an dieser Stelle stand, vermeidet man. Es soll aber an der gleichen Stelle wie ehedem ein Restaurant geben. Rettich schwebt vor, dass Paare, die seinerzeit dort ihre Hochzeit gefeiert haben, demnächst zum Hochzeitstag wiederkommen.

Der Baustart ist für 2014 vorgesehen, nachdem die Bundesregierung das Projekt aus Spargründen verschoben hatte. Doch läuft man sich für das neue Berliner Prunkstück schon warm.

Am 8. Juni will die Stiftung das Projekt absegnen, dann wird es den Haushältern im Bundestag und danach den Baubehörden zur Genehmigung vorgelegt. 2018 sollen die Nutzer — die Berliner Museen, die Humboldt-Universität und die Landesbibliothek — einziehen.

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