Der Leiter der mit mehr als 200 Tänzern größten Balletttruppe der Welt zeigte sich erstmals mit Glatze, geschwollenem Gesicht und den verätzten Augen. Es sei ihm egal, wie er aussehe, notfalls werde er entstellt und ohne Haare das weltberühmte Corps de Ballet leiten, sagt er dem Staatsfernsehsender Westi.

Als Filin am Montag das Krankenhaus in Moskau verlässt, trägt er eine große Sonnenbrille zum Schutz der Augen und eine Mütze. Als Folge des Angriffs hat das Bolschoi einen Festivalreigen zu Igor Strawinskis „Frühlingsopfer“ auf unbestimmte Zeit verlegt. Auch habe etwa der britische Starchoreograf Wayne McGregor ein Gastspiel abgesagt — „aus Sorge um seine Sicherheit“, wie die Zeitung „Iswestija“ unter Berufung auf das Bolschoi schreibt.

Moskaus Feuilletons sind derzeit voller Horrorgeschichten um das russische Ballett, angefangen bei früheren Anschlägen des sowjetischen Geheimdienstes KGB auf Tänzer, die auf Gastspielen im Westen flüchten wollten, bis zu Glasscherben in Ballettschuhen.

Auch Filin kenne Gemeinheiten unter Tänzern aus seiner Karriere, heißt es da. Doch diese seien harmlos gewesen: Nadeln in Kostümen oder zerschnittene Hosen. Medien berichten zudem von toten Katzen, die auf die Bühne geworfen werden, und von klingelnden Weckern, um Tänzer in Momenten höchster Konzentration aus der Fassung zu bringen. Die Welt des Tanzes sei brutal, sagt der Starsolist Nikolai Ziskaridse, der die Gelegenheit nutzt, Filins Vertreterin und Ex-Frau Galina Stepanenko vorzuwerfen, sie treibe seine Entlassung voran.

Filin will sich in den kommenden Monaten in der Aachener Klinik auf die Heilung und Arbeit konzentrieren. Das Klinikum will „aus Gründen des Datenschutzes und des Persönlichkeitsrechts“ keinerlei Auskunft zu Filin geben.