Bram Stoker schuf den Ur-Vampir

1897 wurden Vampire berühmt. Obwohl Wissenschaftler längst weltliche Erklärungen für die Untoten gefunden hatten.

Dem Journalisten Bram Stoker muss der Atem gestockt haben, als er von dem Fürsten und Feldherrn Vlad III. Draculea hörte. Da war er endlich: sein perfekter Vampir. Obwohl Stoker schon längst mit seinem Roman begonnen hatte, verlegte er den Ort des Geschehens von der Steiermark nach Transsylvanien, wo der Fürst lebte. Dracula war geboren.

Stoker veröffentlichte 1897 den ersten Vampir-Roman der Literaturgeschichte und schuf zugleich den berühmtesten Blutsauger der Welt: Dracula ist der Urvampir.

Namensgeber Vlad Draculea (übersetzt: Sohn des Teufels) war im 15.Jahrhundert berüchtigt für seine Grausamkeit im Kampf gegen die Türken und Ungarn. Seine Feinde ließ er bei lebendigem Leib auf Pfähle spießen und qualvoll sterben. Er soll auch ihr Blut getrunken haben.

Stokers Roman ist fein recherchiert, nutzt alle Sagen und Mythen und lässt sie schreckliche Wirklichkeit werden. Dabei hatten Wissenschaftler längst weltliche Erklärungen für den Vampirglauben gefunden.

Vampire tauchten im 17. und 18. Jahrhundert überall dort auf, wo es Krankheiten, unerklärliche Todesfälle oder Missernten gab. Von Blutsaugern ist nicht immer die Rede, zentral ist das Verlassen des Grabes, um den Menschen Lebensenergie zu entziehen. Dorfbewohner in Bosnien wollen etwa das Schmatzen eines Toten im Grab gehört haben.

Die erste Dissertation dazu lautete dann auch "Von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern" (1732). Autor Michael Ranft erklärt diese Geräusche mit dem Fäulnisprozess. Das frische Blut, das angeblich an den Körperöffnungen der Leichen austrat, erkannte er als rötlich gefärbtes Sekret.

Wenige Jahre später schickte Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen, ihren Leibarzt auf Vampir-Tour. Auch er fand natürliche Erklärungen für den Glauben der Menschen.

Daraufhin veröffentlichte Maria Theresia einen Erlass zum Thema Vampire, der das Pfählen, Köpfen und Verbrennen verdächtiger Toter verbot. Sie verfügte darin auch, dass angeblich auferstandene Tote ab sofort nicht mehr der Kirche zu melden seien, die den Aberglauben noch stütze, sondern den Behörden.

In Deutschland können die Menschen vor Erscheinen von "Dracula" mit dem Begriff "Vampir" dagegen nur wenig anfangen. Dennoch glaubten sie an ähnliche Gestalten: Sie nannten sie Wiedergänger und Nachzehrer.

Diese Wesen saugten den Hinterbliebenen die Lebensenergie aus. Man stellte sich vor, dass sie aufrecht in ihrem Grab sitzen und durch das Kauen am Leichentuch die Energie von Lebenden absaugen.

Dracula dagegen saugte echtes Blut - den Lebenssaft. Am Ende des Romans zerfällt sein Körper. Sein Geist aber ist bis heute lebendig.

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