Abrechnung mit dem „Vollhorst“: Bitteres Buch von Bruno Jonas

München (dpa) - Seit vielen Jahren genießt Bruno Jonas Kultstatus im progressiven Bürgertum - vor allem in Bayern. Denn wer als Kabarettist über die CSU spottet, den rechnen viele bei SPD und Grünen quasi automatisch dem eigenen Lager zu.

Abrechnung mit dem „Vollhorst“: Bitteres Buch von Bruno Jonas
Foto: dpa

Nun hat Jonas ein Buch über die Politik geschrieben, das weder links noch sonderlich komisch ist. CSU-Chef Seehofer ist zwar Namenspate, doch um Seehofer geht es nur am Rande.

„Vollhorst“ ist eine Philippika über alles und jeden: die Politiker, die EU, die politische Korrektheit, die Sexualaufklärung, das Fernsehen - eine fundamentale Kulturkritik aus konservativem Blickwinkel. „Ich darf auch mal die Wahrheit sagen und jeder darf sich denken: Komisch, komisch ist das nicht“, schreibt Jonas.

Er war einst selbst ein Linker und weiß natürlich, wie das Buch bei manchen Lesern ankommen wird: „Es sieht also ganz danach aus, dass ich in Kürze ein Reaktionär sein werde.“ Wäre nicht Bruno Jonas der Autor, würde der eine oder andere politisch interessierte Leser hinter manchen Kapiteln möglicherweise sogar einen humorbegabten AfD-Anhänger vermuten.

Die EU? „Eine neue, möglicherweise demokratische Diktatur.“ Gender Mainstreaming? Empfindet Jonas als Angriff auf die Familie. Die Medien? Er habe „immer wieder das Gefühl, dass ich desinformiert werde“. Politische Korrektheit: „Es herrscht Meinungsfreiheit! Ja schon, aber wehe, du sagst etwas, was nicht der herrschenden Meinungsfreiheit entspricht.“

Der Piper-Verlag bewirbt das Buch als „bös-pointiert Typologie des modernen Politikers“. In Jonas' Perspektive sind eigentlich alle Politiker gleich, manche vielleicht noch etwas gleicher. „Seehofer ist ein Vollhorst wie er im Buche steht, keine Frage, aber er ist nur einer von ganz vielen“, sagt Jonas.

„Satire ist ungerecht, sie arbeitet mit Überzeichnung und Zuspitzung“, sagt der Autor. „Das Schöne daran aber ist auch, dass niemand gezwungen wird, Satire ernst zu nehmen. Manche können aber nicht anders.“ Besonders komisch werde es immer, wenn sie ernst genommen werde.

Insofern gilt für Jonas „Vollhorst“ das gleiche Prinzip, das die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ einst bei der Interpretation Seehofers entdeckte: Wer den CSU-Chef ernst nimmt, hat schon verloren. Wer ihn nicht ernst nimmt, hat auch verloren.

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