Altern in Würde: „Emily, allein“

Reinbek (dpa) - Altwerden ist nichts für Feiglinge, lautet ein berühmter Spruch der Hollywood-Diva Mae West. Aber man muss auch keine Angst davor haben. Zu diesem Schluss kommt man jedenfalls nach der Lektüre des Buches

„Emily, allein“ von Stewart O'Nan. Es ist eine Fortsetzung seines Romans „Abschied von Chautauqua“, in dem er die gutbürgerliche Familie Maxwell nach dem Tod des Patriarchen porträtierte. Nun hat sich die große Familie zerstreut, die Witwe Emily lebt allein mit ihrem Hund Rufus in Pittsburgh. Ihr Alltag ist völlig unspektakulär. Höhepunkte ihres gleichförmigen Lebens sind die wöchentlichen Essen mit ihrer Schwägerin. Als diese eines Tages ins Krankenhaus muss, wird die alte Dame unversehens aus ihrer Routine gerissen.

„Emily, allein“ ist ein stilles Buch ohne dramatische Ausschläge. Aber gerade in seiner Alltäglichkeit ist dieser Roman so überraschend. Stewart O'Nan zeichnet mit liebevollem Respekt und ohne falsche Rührseligkeit das Porträt einer unsentimentalen Frau, die in Würde zu altern versteht.

Stewart O'Nan: Emily, allein. Rowohlt Verlag, Reinbek, 384 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-498-05039-9

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