Aus dem Archiv: „Glaube Liebe Hoffnung“

Basel (dpa) - Elisabeth will sich verkaufen, genauer gesagt ihren künftigen Leichnam. So etwas soll möglich sein am Anatomischen Institut, hat sie gehört. Und mit dem Geld, das ihr die Forscher bereits zu Lebzeiten auszahlen würden, könnte sie endlich ihre Vorstrafe bezahlen.

Die Strafe hat sie bekommen, weil sie ohne Wandergewerbeschein gearbeitet hat. Und ohne bezahlte Strafe gibt es keinen neuen Gewerbeschein und damit keine Arbeit. Wie schwer es Anfang der 30er Jahre ist, aus so einem Teufelskreis unbeschadet an Leib und Seele herauszukommen, das erzählt Ödön von Horváths (1901-1938) Drama „Glaube Liebe Hoffnung - Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern“.

Mit der SRF-Hörspielbearbeitung von Robert Bichler aus dem Jahr 1978 hat der Schweizer Christoph Merian Verlag eine kleine Perle aus dem Archiv geholt. Die Schauspieler wie Dinah Hinz als Elisabeth oder Mathias Gnädinger als Präparator arbeiten die Charaktere ganz scharf heraus, die Geschichte ist wunderbar klar konstruiert und dramatisiert. Das Ende der seltsam und erschreckend heutigen Ereignisse ist tragisch. In diesem Dezember jährt sich der Geburtstag von Ödön von Horváth zum 110. Mal.

Glaube Liebe Hoffnung: Christoph Merian Verlag, Basel, 55 Min., 12,90 Euro, ISBN 978-3-85616-552-9

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