Besucherandrang bei Buchmesse wie 2010

Frankfurt/Main (dpa) - Island als Zugpferd und stabiles Besucherinteresse: Zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse haben die Veranstalter nach fünf Tagen eine positive Bilanz gezogen.

Mit mehr als 280 000 Besuchern kamen in etwa so viele wie im Vorjahr zur weltgrößten Bücherschau. Jubel gab es vor allem beim Gastland Island und den Verlagen, die Isländer im Programm hatten. Im nächsten Herbst ist Neuseeland der Ehrengast in Frankfurt.

„Wir erleben die Stunde der Start-ups - die Buchbranche ist in Aufbruchstimmung“, erklärte Buchmessen-Chef Juergen Boos. Mit den neuen digitalen Möglichkeiten seien jetzt auch „Kreativbranchen“ wie Film oder Computerspiele auf der Messe angekommen. 7384 Anbieter aus 106 Ländern zeigten ihre Produkte - etwas weniger als 2010.

Was an Einzelausstellern bei Verlagen verloren gehe, werde inzwischen bei digitalen Dienstleistern wieder reingeholt, berichtete die vom Dachverband der deutschen Buchbranche organisierte Messe. Gut gelaufen sei der internationale Rechtehandel besonders im Bereich Bildung, bei Kinderbüchern und Wissenschaft.

Gastland-Koordinator Halldór Gudmundsson berichtete von einer „überwältigenden und fast schon euphorischen Resonanz“ auf den Ehrengast-Auftritt Islands. Frankfurt habe den Durchbruch auf dem internationalen Markt gebracht. Auch in den USA, Osteuropa und Südostasien gebe es großes Interesse an isländischen Autoren, sagte Islands Verlegerpräsident Kristján B. Jonasson.

Wer Isländer im Programm hatte, konnte sich ebenfalls freuen: Vieles aus dem hohen Norden lief sehr gut, ergab eine dpa-Umfrage bei deutschen Verlagen. Andere sprachen eher von einer ruhigen Messe.

Nach drei Fachbesuchertagen hatten am Wochenende die Leser Zutritt zur Bücherschau. Die Besucher konnten viele Autoren und Prominente erleben, unter anderem lasen und signierten die Autorinnen Cornelia Funke, Gaby Hauptmann und Rebecca Gablé. Für Aufsehen sorgte Ex-TV-Star Dieter Thomas Heck (73). Er stellte seine Biografie vor und legte darin ein spätes Geständnis ab: Vor 40 Jahren habe er im Streit seine alkoholkranke Frau Edda umbringen wollen.

E-Books waren zwar ein großes Thema in Diskussionsrunden und Konferenzen, beim Schlendern durch die Hallen nahm man die elektronischen Lesegeräte aber nur am Rande wahr. Umso präsenter waren die vielen jungen Menschen, die sich als Manga- oder andere Fantasy-Figuren verkleidet hatten. Sie prägen seit Jahren das Bild des Messe-Samstags.

Zum Abschluss ehrte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels dann den Autor Boualem Sansal. Der Schriftsteller aus Algerien sei ein leidenschaftlicher Erzähler, der die Begegnung der Kulturen fördere. Sansal nahm den mit 25 000 Euro dotierten Friedenspreis in der Paulskirche entgegen. Der algerische Autor hofft, dass die Welt vor einer Wende zur universellen Demokratie steht: „Die Menschen lehnen Diktatoren ab, sie lehnen Extremisten ab, sie lehnen das Diktat des Marktes ab, sie lehnen den erstickenden Zugriff der Religion ab“, sagte er in seiner Dankesrede.

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