"Der Tanz um die Lust"heißt das Buch von Ariadne von Schirach

Warum die 28-jährige Autorin von Schirach den Porno verteufelt und sich in ihrem Buch zugleich seiner Sprache bedient.

<strong>Düsseldorf. Hunde, die bellen, beißen nicht. Das wussten schon unsere Mütter und Großmütter. An Sex werden sie dabei vermutlich nicht gedacht haben. Ariadne von Schirach denkt schon daran, sehr oft sogar. Darum hat sie auch ein Buch darüber geschrieben: "Der Tanz um die Lust" (Goldmann). Ihre Grundthese ist dabei ganz ähnlich, sie hat sie nur drastischer formuliert: "Wir sind oversexed und underfucked." Was so viel heißen soll wie: Sex findet in unserem Leben zwar pausenlos statt, jedoch nur in Form von Bildern und dem Reden darüber - praktiziert wird er eigentlich nicht mehr - oder zumindest zu wenig. Schirach ist 28 Jahre alt, blond, eher Typ adrette Stewardess denn Porno-Queen, und lebt - natürlich, in Berlin-Mitte. Sie selbst wird nicht müde zu betonen, dass es in ihrem Buch weniger um Sex gehe, als um die Frage: Was heißt es, gerade jetzt am Leben zu sein? Und: Wie gehen wir miteinander um? Und so stilisiert von Schirach in ihrem Buch, das formulierungswild und thesenwütig zwischen Reportage und Kolportage pendelt, Sex und Liebe zum Dreh- und Angelpunkt einer ganzen Generation.

Eine Generation, die unfähig ist, erwachsen zu werden

Dieser Generation gelingt es einfach nicht, erwachsen zu werden, sie ist unfähig, wahre Beziehungen einzugehen. Daher hangelt sie sich des nächtens von Bett zu Bett, bleibt aber dabei nicht nur allein, sondern auch unbefriedigt. Denn, während die Frauen sich bemühen, zur sexuellen Elite zu gehören, ziehen sich die Männer zurück. Laut Schirach sitzt da eine ganze Generation junger Männer mit "heruntergelassenen Hosen" vor dem Computer und onaniere "bis zum Tennisarm", während Frau leer aus geht. "Triebabfuhr ist das Gebot der Stunde", so Schirach.

Munter fabuliert sie sich den Frust von der Seele. Frust am Einzug der Pornoästhetik in Konsum, Mode, Pop und der schwindenden Lust an der Fortpflanzung. An Männern und Frauen, die heute ganz selbstverständlich miteinander befreundet sind, und doch nicht wissen, wo es hingehen soll.

Blaues Blut Geboren 1978 in München als Tochter von Richard von Schirach, Sohn des nationalsozialistischen Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Sie wuchs in München auf und war Schülerin am staatlichen Landschulheim Marquartstein und studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Philosophie, Psychologie und Soziologie.

Wilde Jugend Schirach flog mit 14 aus dem Internat wegen Blasphemie. Sie pöbelte in Gottesdiensten und animierte die Mädchen zum Trinken. Auch vom zweiten Internat flog sie - dieses mal wegen Kiffens.

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