Fabel als Einstieg in die Historie

Litcologne: Der Ire John Boyne liest erstmals in Deutschland. Dabei weiß der 36-jährige Ire, dass die Menschen seine Fabel lieben. In 25 Sprachen ist sie seit ihrem Erscheinen vor drei Jahren übersetzt.

Köln. Seine Hände zittern, wenn er das Wasserglas zum Mund führt. Er legt sie vor sich auf den Tisch und hält sie fest mit seinem Blick, den er nicht ins Publikum zu heben wagt. John Boyne ist angespannt. Zum ersten Mal ist er in Deutschland zu Gast, um aus seiner Holocaust-Geschichte "Der Junge im gestreiften Pyjama" vorzulesen.

Dabei weiß der 36-jährige Ire, dass die Menschen seine Fabel lieben. In 25 Sprachen ist sie seit ihrem Erscheinen vor drei Jahren übersetzt. Und auch an diesem Abend rutschen die Zuschauer und Zuhörer eng zusammen in den Bänken der Kulturkirche im Stadtteil Nippes. Die Lesung ist ausverkauft - wie die meisten der noch bis zum 9. März dauernden Lit.Cologne.

Wo sonst der Altar steht, ist jetzt ein Podium aufgebaut. Den Schauspieler Ulrich Matthes, der auch das Hörbuch gelesen hat, neben sich, berichtet Boyne, wie er auf die Idee kam, von dem neunjährigen Jungen Bruno zu erzählen. "Ich hatte dieses Bild im Kopf: Ein Zaun, und auf beiden Seiten sitzen zwei Kinder in genau der gleichen Situation."

Er setzte sich sofort hin und hörte nicht auf zu schreiben. In drei Tagen stand die Geschichte, acht Monate lang hat er sie immer und immer wieder überarbeitet, erinnert sich der Schriftsteller. Und ja, Bruno habe einiges von ihm mitbekommen: Auch er habe schon als Kind Bücher geliebt, auch er sei oft einsam gewesen.

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