Grass-Haus in Lübeck eröffnet

Lübeck (dpa) - Doppelte Feier in Lübeck: Kurz vor dem 85. Geburtstag von Günter Grass an diesem Dienstag ist das neu gestaltete Günter-Grass-Hauses eröffnet worden. Rund 400 geladene Gäste aus Kultur und Politik feierten den Dichter am Sonntagabend, obwohl der sich eigentlich Huldigungen verbeten hatte.

Sein umstrittenes Gedicht „Was gesagt werden muss“ verteidigte Grass mit den Worten: „Ja, es war eine Torheit, das so auszusprechen. Aber es war eine notwendige Torheit.“

Zuvor hatte die Schriftstellerin Eva Menasse in ihrer Laudatio ihre Kritik an dem Gedicht, die sie bereits nach dessen Erscheinen geäußert hatte, erneuert. „Ich halte das Gedicht für eine Torheit“, sagte sie. Doch es sei die große Lebensleistung von Günter Grass, sich immer eingemischt zu haben. „Er hat nicht aufgehört daran zu glauben, dass Worte etwas ändern“, sagte Menasse, die zu den ständigen Mitgliedern des von Grass ins Leben gerufenen Lübecker Literaturtreffens gehört.

Lange war es nicht sicher gewesen, ob Grass gesundheitlich in der Lage sein würde, an der Wiedereröffnung des Hauses teilzunehmen. Am Sonntagabend jedoch zeigte sich der fast 85-Jährige gut gelaunt, verlangte nach Rotwein statt Mineralwasser. Später am Abend las er aus seinem kürzlich erschienenen Gedichtband „Eintagsfliegen“, um zu beweisen, dass nicht alle Gedichte darin einen politischen Inhalt haben, wie er sagte.

Das Lübecker Günter-Grass-Haus hat zu seinem zehnjährigen Bestehen ein neues Gesicht bekommen. Statt wie bisher nur über die Wechselwirkung zwischen Schreiben und Zeichnen, informiert das Haus jetzt über Leben und Werk des Literaturnobelpreisträgers insgesamt. Das 2002 eröffnete Haus ist für rund 200 000 Euro umgestaltet worden. Dank modernster Technik haben Besucher die Möglichkeit, den Ausstellungsrundgang nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten.

Das Haus sei eine wertvolle Einrichtung in der deutschen Kulturlandschaft, die mit der Neugestaltung noch attraktiver für die Besucher geworden sei, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD). Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), der sich vor zehn Jahren in Berlin für die Einrichtung des Hauses stark gemacht hatte, lobte nach einem ersten Rundgang das neue Ausstellungskonzept, das stark auf digitale Medien setzt. „Ich wünsche mir, dass möglichst viele Schulklassen das Haus besuchen und dadurch Zugang zur Literatur und zum Werk von Günter Grass finden“, sagte Schröder.

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