Krimi-Star Adler-Olsen: Ich bin nie nervös

München (dpa) - Der Däne Jussi Adler-Olsen („Erbarmen“) ist derzeit der große Star in der europäischen Krimi-Szene. Gerade erst ist der 64-Jährige mit dem europäischen Krimi-Preis „Ripper Award“ ausgezeichnet worden.

Krimi-Star Adler-Olsen: Ich bin nie nervös
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In den vergangenen Wochen war er auf Lesetour in ganz Deutschland mit seinem neuen Buch „Verheißung“, das es aus dem Stand auf Platz eins der Bestseller-Listen schaffte. „Zehn Tage lang hatte ich nur frei, wenn ich geschlafen habe“, sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur zwischen zwei Auftritten in München. „Und ich habe nicht viel geschlafen. Wir sind alle völlig erschöpft.“

Frage: Wie halten Sie das denn aus?

Antwort: Ich reiße mich einfach zusammen und versuche, vor den Auftritten Adrenalin aufzubauen. Das Problem dabei: Ich bin nie nervös, darum ist das mit dem Adrenalin schwierig.

Frage: Sind Sie denn noch nervös, wenn Sie ein neues Buch auf den Markt bringen? Oder auch nicht mehr?

Antwort: Nicht mehr kann man nicht sagen. Ich war eigentlich noch nie wirklich nervös. Ich veröffentliche ein Buch ja auch nur dann, wenn mein Verleger und ich der Meinung sind, dass es ok ist. Aber natürlich kann es schmutzig werden, wenn man ein Buch herausbringt. Natürlich habe ich Angst vor Frustration. Hier in Deutschland bin ich zwar populär, aber es gibt natürlich den ein oder anderen, der sagt, ich verdiente den Erfolg nicht. Das hasse ich natürlich, weil ich finde, dass man auch gönnen können muss. Auf der anderen Seite: Die Leute, die meine Bücher rezensieren, sind zwar gut zu mir, aber ich habe das Gefühl, sie haben gar nicht die Zeit, meine Bücher wirklich zu lesen. Damit kann man als Autor auch nicht richtig zufrieden sein. Wenn jemand mein Buch einfach nicht mag - damit kann ich umgehen. Jeder Leser hat das Recht, ein Buch wegzulegen. Die Carl-Mørck-Bücher sind zehn Kapitel einer großen Geschichte, und ich will meine Leser mit dem kompletten Projekt umhauen. Also schauen wir mal, wie das Urteil nach Band zehn ausfällt.

Frage: Ihr neues Buch unterscheidet sich sehr von den bisherigen. Es ist trotz der düsteren Thematik sehr viel lustiger, und Sie werfen sehr viele Fragen über die Hauptpersonen Carl, Assad und Rose auf - noch ohne eine einzige davon zu beantworten. Hat es mehr Spaß gemacht, dieses Buch zu schreiben als die bisherigen?

Antwort: Nein, das würde ich nicht sagen. Es hat mir natürlich sehr viel Spaß gemacht, vor allem im Vergleich zum fünften Band, bei dem ich sehr unter Zeitdruck stand. Dieses Mal ging es mir leichter von der Hand, darum ist es auch so lang geworden - vielleicht etwas zu lang. Den meisten Spaß beim Schreiben hatte ich eigentlich bei Nummer vier, „Verachtung“, weil ich da viele kleine Geschichten erzählen und mehrere Episoden ineinanderblenden konnte. Der dritte Band, „Erlösung“, hat auch Spaß gemacht - allerdings nur etwa bis zum zweiten Drittel. Dann habe ich gemerkt, dass es perfekt werden könnte, und von dem Zeitpunkt an stand ich zu sehr unter Druck. Man sollte nie versuchen, die perfekte Geschichte zu schreiben, wenn man eine Buchreihe schreibt. Das sollte man nur bei einem eigenständigen Buch tun.

Frage: Sie haben den Charakter Gordon nach einem Freund von Ihnen benannt. Machen Sie das immer, wenn Sie Namen für die Figuren in ihren Büchern suchen?

Antwort: Nein, ganz selten. Eigentlich blättere ich in einem Telefonbuch und tippe blind auf einen Namen. Wenn er mir gefällt, nehme ich ihn. Wenn nicht, tippe ich weiter.

Frage: In Ihrem neuen Buch geht es um eine obskure Sekte. Es scheint, als hielten Sie von Esoterik nicht allzu viel...

Antwort: Nein, nicht wirklich.

Frage: Gibt es denn etwas Spirituelles, mit dem Sie etwas anfangen können?

Antwort: Ja, natürlich. Ich mag es nur nicht, dem irgendwelche Namen zu geben. Ich finde auch, es macht überhaupt keinen Sinn, dass wir uns immer noch damit beschäftigen, wie die Welt und die Menschheit entstanden sind. Wir geben Milliarden für die Erforschung aus, obwohl das völlig sinnlos ist. Nehmt das Geld und all die schlauen Hirne, die sich damit beschäftigen, und tut etwas Sinnvolles: Krankheiten heilen zum Beispiel - oder Frieden schaffen in der Welt. Die Entstehung der Welt ist interessant, aber wir werden die Antwort darauf nie bekommen. An dieser Stelle kann ich spirituell werden, meine Hände falten oder welches Ritual auch immer ich als Kind gelernt habe, und akzeptieren: Das geht über meinen Verstand hinaus.

Frage: Sind Sie abergläubisch?

Antwort: Ja. Ich mag keine schwarzen Katzen vor mir auf der Straße. Ich klopfe auf Holz, ich mag Freitag den 13. nicht, und ich laufe nicht unter Leitern hindurch. Das ist natürlich blöd, aber ich mache das trotzdem.

ZUR PERSON: Der Däne Jussi Adler-Olsen (64) gehört mit seinen Krimis über den kauzigen Kommissar Carl Mørck und das Sonderdezernat Q zu den erfolgreichsten Krimi-Autoren überhaupt. Die Bücher der Mørck-Reihe wurden nach Angaben des Deutschen Taschenbuch Verlages (dtv) allein in Deutschland knapp fünf Millionen Mal verkauft. Die Thriller sind in 42 Ländern erschienen. Die ersten beiden Bände, „Erbarmen“ und „Schändung“, wurden bereits für das Kino verfilmt.

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