Krimiautorin Andrea Maria Schenkel: Ich bin endlich angekommen

Die Erfolgsautorin Andrea Maria Schenkel über ihren vierten Krimi und die kleine Rebellion ihrer Frauengestalten.

Regensburg. Solche Geschichten liebt der Buchmarkt: Die Hausfrau und dreifache Mutter Andrea Maria Schenkel schreibt 2006 ihren ersten Roman namens „Tannöd“ und landet einen Bestseller. Seitdem gehört sie zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands. Allein „Tannöd“ verkaufte sich über eine Million Mal und wurde verfilmt. Nun erscheint ihr vierter Krimi.

Frau Schenkel, in der Geschichte geht es um den Mord an einer jungen Frau und ihrem Kind in der Nachkriegszeit. Was hat Sie gerade an diesem Fall so interessiert?

Schenkel: Die Figur des Vaters der Frau hat mich fasziniert. Ich habe sofort ein genaues Bild von ihm vor Augen gehabt. Ein bisschen schwerfällig, verwirrt und mit Hosenträgern.

„Tannöd“ und „Kalteis“ waren Bestseller. Beide basierten auf wahren Fällen. Der Nachfolger „Bunker“ hingegen war rein fiktiv. Kehren Sie jetzt wieder zu Ihrem Erfolgsrezept zurück?

Schenkel: Teilweise. In der Tat liegt „Finsterau“ wieder ein realer Fall zugrunde. Die Geschichte liegt aber erst 60 Jahre zurück, und es gilt eine Sperrfrist von 80 Jahren. Vorher darf man nicht in die Archive, damit man keine Persönlichkeitsrechte verletzt. Den Zeitungsartikel darüber habe ich schon seit Jahren — noch bevor ich „Tannöd“ schrieb.

Der Ort, die Zeit, die Menschen, ihre Sprache, das alles klingt sehr authentisch. Wie versetzen Sie sich beim Schreiben da hinein?

Schenkel: Ich liebe alte Magazine, Zeitschriften und Bücher. Die besorge ich mir, schaue Filme. Und ich frage mich, was trugen die Menschen zu der Zeit, wie waren sie eingerichtet, was dachten sie?

Ihr dritter Roman „Bunker“ war nicht so erfolgreich wie seine beiden Vorgänger. Liegt Ihnen das rein Fiktive nicht so?

Schenkel: „Bunker“ mochte ich nicht. Aber es war für mich persönlich unglaublich wichtig. Durch das Buch habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr so sein wollte, wie andere mich haben wollten. Danach habe ich einiges in meinem Leben geändert.

Etwa, dass Sie heute nicht mehr zu Hause in Regensburg schreiben?

Schenkel: Die Vorarbeit entsteht im Haus von Freunden in einem kleinen Ort bei New York. In meiner Schlabberhose, mit Laptop und viel Kaffee sitze ich im Bett und schreibe erst mal so viel es geht. Später schmeiße ich dann einiges wieder raus.

Gibt es einen roten Faden durch all Ihre Bücher?

Schenkel: Es sind vielleicht die Frauengestalten. Sie stoßen in ihrer Welt an Grenzen — eine Art kleine Rebellion. Mich hat es schon als Kind gestört, so festgelegt zu sein.

Am 21. März werden Sie 50 Jahre alt. Feiern Sie?

Schenkel: Dazu wird wohl keine Zeit sein, da ich dann gerade auf Lesereise sein werde.

Was bedeutet Ihnen die Zahl 50?

Schenkel: Ich habe 50 Jahre gebraucht, bis ich mich getraut habe, ich selbst zu sein. Jetzt bin ich angekommen. Ich möchte keinen einzigen Tag jünger sein.

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