Leben mit fünf Gängen - Schwarzenegger zieht Bilanz

Frankfurt/Main (dpa) - Arnold Schwarzenegger gibt gleich zu Beginn den Terminator: „Hasta la vista baby“ - und das eher biedere Buchmessepublikum jubelt ihm zu. Mehrere hundert Fans und Neugierige warten geduldig in der Halle der Buchmesse, bis der in einen Anzug verpackte Muskelmann auftritt.

Handy-Kameras gehen hoch wie bei einem Popkonzert. Moderator Dieter Moor registriert es mit einem Achselzucken. „Hier sind ja viel mehr Menschen als vorhin bei der Buchpreisträgerin Ursula Krechel. Seltsam, seltsam, seltsam.“

Dann referiert der 65 Jahre alte Bodybuilder, Schauspieler und Politiker sein vollkommen ungetrübtes Weltbild zum amerikanischen Traum, den jeder erreichen kann, wenn er sich nur richtig anstrengt. Ein Leben auf der Überholspur. Das etwas abgedroschene Bild passt exakt auf die Präsentation seiner Biografie „Total Recall“.

Denn Schwarzenegger vergleicht sein Leben mit der Fahrt in einem Auto mit Fünfganggetriebe. Theatralisch legt er „den ersten Gang“ ein und tritt aufs Gas. Schwupps ist sein kärgliches Leben im Österreich der Nachkriegszeit vorbeigezogen. „Die amerikanischen Soldaten haben uns Schokolade geschenkt.“

Zweiter Gang: Sein Aufstieg zum Bodybuilding-Star. 13 WM-Titel hat er geholt. Dritter Gang: „Ich wollte Schauspieler werden.“ Alle Warnungen, dass sein Körper, sein Dialekt und sein Name nicht nach Hollywood passten, schlug er in den Wind. Am Ende erhält er 30 Millionen Euro Gage für einen Film. Vierter Gang: Er bekommt Zugang zu den Mächtigen und Schönen, heiratet Maria Shriver aus dem Kennedy-Clan. Dann schaltet er weiter, wird Gouverneur von Kalifornien, einem Staat mit 38 Millionen Einwohnern.

Wie schnelle Autofahrten enden, kennt jeder Kinogänger. Bei Schwarzenegger bleibt der Wagen einfach stehen. „Motorpanne, alles kaputt.“ Das ist der Moment, wo er seiner Frau eingesteht, dass er mit der Haushälterin fremdgegangen ist und deren Sohn nicht von ungefähr große Ähnlichkeit mit ihm hat. Doch „wer sich mit Erfolg schmückt, der muss auch mit seinen Fehlern ehrlich umgehen können“.

Damit ist die Dramaturgie gelegt: Der gefallene Engel darf wieder auferstehen. „Es hat viel Arbeit gekostet, bis das Auto repariert war“, sagt Schwarzenegger. Aber jetzt läuft es wieder. Vier Filme hat er inzwischen abgedreht, wirbt für Fitness und Umweltschutz und will jetzt auch noch Professor an dem nach ihm benannten „Institute on State and Global Policy“ der Universität von Südkalifornien werden. „Nach Terminator und Gouvernator kommt jetzt Educator.“

Vielleicht geht dann auch sein größer Wunsch in Erfüllung: die Wiedervereinigung der Familie. Dann wäre die Verfilmung dieses Lebens kaum aufzuhalten. Wer Schwarzenegger beobachtet, kann wenig Zweifel haben. Er sieht aus wie die lebendig gewordene Zuversicht. Autofahren kann so einfach sein. „I'll be back“, sagt er zum Schluss und geht. „Werben Sie doch auch für andere Autoren“, ruft ihm Moor noch nach.

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