Ruhrgebiets-Porträts: Charakterköpfe aus einer spröden Region

Karin Düchs stellt in einem Bildband engagierte Menschen aus dem Ruhrgebiet vor.

Krefeld. Die Fähigkeiten, die einen guten Journalisten ausmachen, sind bei Karin Düchs leicht zu erkennen, wenn man mit ihr arbeitet: die Hartnäckigkeit im Nachfragen, die Neugier auf Menschen und die Gabe, ihnen zuzuhören und aus den gesammelten Stücken Leben ein stimmiges Bild zu formen. In ihrem Buch „Gesichter der Emscher-Region“ ist das der promovierten Germanistin, die einige Jahre für die „Westdeutsche Zeitung“ tätig war, Dutzende Male gelungen.

Ihre 69 Porträts engagierter Menschen aus dem Ruhrgebiet vermitteln nicht nur ein Bild dieser unterschiedlichen Charaktere. In den kurzen Texten entsteht die Studie einer ganzen Region, ihres spröden Charmes und ihrer liebenswerten Widerspenstigkeit. Wie in der Anekdote, die der Hochschulprofessor Helmut Hasenkox zum Besten gibt: 1992 rettete ihn ausgerechnet ein übellauniger Busfahrer vor einer Verspätung am ersten Arbeitstag, indem er ihm zurief: „Ey, Brille, Nächste musste raus.“

Hasenkox gehört zu den bekannteren Persönlichkeiten, Düchs verzichtet weitgehend auf die Lobhudelei örtlicher Honoratioren. Gesucht waren Menschen, die vor Ort tatkräftig Dinge bewegen, meist so leise, dass die breite Öffentlichkeit es kaum bemerkt. Dass der Pfarrer und die Spielplatzpatin, die Praktikantin im Friedensdorf und der Heimatforscher dennoch viel zu erzählen haben, beweisen die Porträts.

Bebildert wird der Band so aufwändig wie eigenwillig: durch Gemälde, die der Bottroper Maler Johann Hinger in Öl auf Leinwand oder Holz gestaltet hat. Spannend sind seine Arbeiten immer dann, wenn sie vom Fotorealismus ins Vage kippen, wenn sich Kratzer und Brüche einschleichen, die zu jedem Menschen gehören und ganz sicher zum Landstrich zwischen Duisburg und Dortmund.

Karin Düchs/Johann Hinger: „Gesichter der Emscher-Region“; Verlag Peter Pomp, 150 S., 24,90 Euro.

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