Spannung ohne Grausamkeit: Hammesfahrs neuer Krimi

München (dpa) - Der Krimi-Markt ist voll von blutrünstigen Geschichten. Auch und sogar besonders Autorinnen zeigen sich heute oft alles andere als zimperlich. Petra Hammesfahr hat für diesen Trend nichts übrig.

Die 59-Jährige schafft Spannung mit Andeutungen, mit raffinierter Erzählweise und fesselnden Geschichten. Bücher wie „Der Puppengräber“ oder „Der stille Herr Genardy“ wurden damit zu großen Erfolgen. An diesem Donnerstag (24. Februar) erscheint Hammesfahrs neuer Roman mit dem Titel „Der Frauenjäger“.

Das Buch erzählt die Geschichte von Marlene, einer Frau, die eigentlich alles hat: Einen (erfolg)reichen Mann, der sie auf Händen trägt, ein schönes Haus, Geld, schicke Klamotten und Kinder, die nie Ärger machen. Was ihr fehlt, ist ein Job, eine Aufgabe. Aufgewühlt wird ihr ereignisarmes Leben durch ein Buch über eine verschwundene Frau - eine Frau wie sie, die eigentlich alles hatte. Sie soll nicht die einzige bleiben. Denn ein Serientäter macht Jagd auf Frauen, die von dem Geld ihrer Männer leben und die er deshalb für Parasiten hält. Eines Tages wacht auch Marlene in einer dunklen Höhle auf.

Vor mehr als zehn Jahren hatte Petra Hammesfahr, der die besten Geschichten nach eigenen Angaben im Auto auf dem Weg zum Supermarkt einfallen, die Idee zu diesem Buch. Warum das Buch zu der Geschichte erst jetzt erscheint, verrät die Autorin in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Frau Hammesfahr, was hat denn den Ausschlag gegeben, dass Sie den „Frauenjäger“-Stoff nach mehr als zehn Jahren wieder aufgegriffen haben?

Hammesfahr: „Eine andere Idee, bei der ich in der Mitte stecken geblieben bin. Ich nenne das das "Vierte-Kapitel-Syndrom". Irgendwo in der Mitte geht mir dann die Luft aus. Und dann leg ich das weg und nehme mir was anderes vor. Ich habe ja meistens zwei, drei Bücher hier liegen, an denen ich arbeite. Und darum brauche ich auch Zeit, die mein Verlag mir einräumen muss.“

Lesen Sie selbst auch noch?

Hammesfahr: „Ja, das habe ich mir wieder angewöhnt. Ich finde aber so selten etwas, das mich wirklich packt. Meistens lege ich Bücher dann nach ein paar Seiten weg und frage mich: Warum geben sich die anderen nicht ein bisschen mehr Mühe? Es sind ja wirklich große und bedeutende Autoren, die ich nach ein paar Seiten weglege. Super Einstieg und dann kommt wieder 08/15.“

Was ist für Sie 08/15?

Hammesfahr: „Wenn lang und breit über Dinge erzählt wird, die mit der Geschichte eigentlich nichts zu tun haben. Das passiert so oft - vor allem bei juristischen Stoffen. Da passiert ein Mord und dann werden seitenweise Aktenwägelchen durch Gerichtsflure geschoben. Das will ich nicht lesen - genau so wenig wie blutrünstige Grausamkeiten. Auch im „Frauenjäger“ habe ich ganz bewusst darauf verzichtet.“

Warum?

Hammesfahr: „Ich bin der Meinung, dass man Spannung nicht mit Scheußlichkeiten erzeugt. Spannung kommt ganz anders daher. Natürlich werden auch bei mir unschöne Dinge angedeutet, aber das sind Kleinigkeiten. Meine Mitstreiter ziehen da ganz anders vom Leder. Diese Grausamkeiten müssen doch nicht sein. Alle Akteure dieser Bücher müssten spätestens im dritten Band schwerst traumatisiert sein, aber sie machen immer weiter. Das ist doch derart unrealistisch!“

Ist es das, was Sie an vielen Büchern stört, dass Sie sie unrealistisch finden?

Hammesfahr: „Ja. Ich meine, wenn ich einen Dan Brown in die Finger bekomme, da erwartet man ja nichts anderes. Da werden Leute in normaler Zivilkleidung auf einer Eisscholle abgesprengt, haben aber ein Hämmerchen dabei, mit dem sie SOS klopfen können und von einem U-Boot gehört werden. Und 24 Stunden später sind die in Washington und haben nicht einmal einen Schnupfen. Aber das ist okay, das ist Dan Brown. Wenn ich aber einen normalen Krimi habe, dann hätte ich es gerne realistisch. Vielleicht stelle ich zu hohe Ansprüche, aber ich stelle die Ansprüche an mich und würde ab und an auch gerne so etwas lesen.“

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