Über Harmonie während der Festtage - ein Interview mit Andrea Sawatzki

Schauspielerin Andrea Sawatzki hat einen Roman über den Festtagsstress geschrieben. Sie kennt auch ein Rezept für Besinnlichkeit.

Berlin. Andrea Sawatzki (50) schickt in ihrem Roman „Tief durchatmen, die Familie kommt“ die Hauptfigur Gundula Bundschuh ins totale Weihnachtschaos. Bei ihr persönlich drohe aber kein Stress an den Feiertagen, sagte die Schauspielerin und Autorin. Sie feiere erst im kleinen Kreis und dann mit Freunden — „das finde ich immer sehr entspannt“. Wer sich jedoch vor Stress mit der Schwiegermutter zum Fest fürchtet, dem rät sie: „Laden Sie sie doch einfach nicht ein!“

Frau Sawatzki, wie viel von Ihnen steckt in Ihrer Romanfigur Gundula Bundschuh?

Andrea Sawatzki: Gemeinsam haben wir auf jeden Fall, dass auch ich gern jederzeit für meine Familie da sein möchte. Dass ich auch immer alles möglichst perfekt und hundertprozentig machen würde und dann mit der Zeit, die ich für alles brauche, nicht mehr zurechtkomme. Das ist aber ein Frauenproblem. Dass wir Frauen oft denken, ohne uns geht nichts. Da wir selbst Weihnachten im kleinsten Kreis feiern, droht da kein Stress. Heiligabend verbringe ich mit meinem Mann und den Kindern, manchmal kommt auch meine Mutter dazu. Und unsere drei Hunde, die spielen im Buch ja auch eine Rolle. Ab dem ersten Feiertag feiern wir mit unseren Freunden, das finde ich immer sehr entspannt.

Warum gibt es in vielen Familien immer ausgerechnet an Weihnachten Streit?

Sawatzki: Ich glaube, man geht mit sehr hohen Erwartungen an das Fest heran. Vielleicht ist es auch eine Sehnsucht nach Kindheitsträumen. Man will harmonisch zusammen feiern — obwohl man das Bedürfnis hätte, auch mal richtig über Probleme zu sprechen. Ich glaube, dass es in Familien wichtig wäre, auch mal ganz offen und ehrlich zu sein und Probleme auszudiskutieren.

Oft haben ja vor allem Mütter das Gefühl, die ganze Last der Vorbereitung alleine zu tragen, und sind dann gestresst.

Sawatzki: Ja, das ist wohl ein typisches Frauenproblem, das wir von der älteren Generation unreflektiert übernommen haben. Sie denken, sie müssten alles machen, weil die anderen Familienmitglieder langsamer sind oder es nicht so gut können. Ich glaube, es hilft, wenn man die Arbeit teilt. Der Vater macht dies und jenes, die Kinder haben etwas zu tun. Ich merke das an unseren Söhnen, dass die total gern mithelfen, wenn man sie lässt. Auch wenn es sein kann, dass man sie ein paarmal daran erinnern muss.

Wie halten Sie es mit der Arbeitsteilung?

Sawatzki: Mein Mann kauft ein und kocht, ich kümmere mich um die Dekoration. Weil ich feststellen musste, dass mein Mann einfach besser kocht. Es gibt immer das gleiche, Rehrücken mit Rotkohl und Kartoffelbrei — das mögen die Kinder, und das gelingt immer.

Apropos Kinder — wenn sie älter werden, wollen sie oft nicht mehr mit der Familie feiern. Ist das ein Problem?

Sawatzki: Meine Söhne sind elf und 14. Da ist der Wunsch auch beim Älteren noch, bei uns zu bleiben und zu feiern. Wenn sich das mal ändert, würde ich sagen, na gut, vielleicht kannst du bis um zehn Uhr bei uns bleiben, und dann kannst du dich mit deinen Freunden treffen. Ich würde es nicht verbieten.

Streit gibt es ja nicht nur mit den Kindern, sondern oft auch zwischen Erwachsenen und ihren Eltern. Warum eigentlich?

Sawatzki: In Familien ist es doch oft so, dass man übergriffig wird. Dass man denkt, weil wir eine Familie sind, darf ich an den Eltern oder an den Kindern herumkritisieren, ohne ihnen die eigene Lebensführung zu überlassen — was bei Freunden eigentlich automatisch funktioniert. Da sehe ich ein großes Problem, da gibt es auch den berühmten Schwiegermütter-Konflikt. Nörgeln und Mäkeln ist heikel.

Was raten Sie beim Umgang mit schwierigen Schwiegermüttern?

Sawatzki: Ich sage: Laden Sie sie doch einfach nicht ein! Damit sie sehen, was sie an Ihnen haben und an diesem gemeinsamen Fest. Dann sagen viele Frauen, das kann ich nicht, dann reden die kein Wort mehr mit mir. Aber ich plädiere trotzdem dafür, ein Jahr Pause zu machen.

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