Bad Hersfeld: Dieter Wedel macht viel Zirkus

Bad Hersfeld (dpa) - Ganz schön viel Zirkus zum Auftakt der Bad Hersfelder Festspiele. Bereits vor der Eröffnung des renommierten Freilicht-Theaterfestivals herrschte am Samstagabend ungewohnter Trubel rund um die Stiftsruine der Stadt in Hessen.

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Solch einen Promi-Auflauf, Applaus für eintreffende Gäste, Posieren auf dem roten Teppich - all das ist beachtlich neu für die Festspiele. Erklärbar ist es allein mit dem Wedel-Effekt. Unter der neuen Intendanz des preisgekrönten Regisseurs Dieter Wedel finden die modernisierten Festspiele neue Wertschätzung.

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Eine Kostprobe seines Könnens lieferte Wedel (72) zum Auftakt der Festspiele ab, bei denen bis 2. August sieben Stücke auf drei Bühnen geboten werden. Auf der imposanten Bühne in der romanischen Kirchenruine inszenierte der Filmemacher („Der Schattenmann“, „Der König von St. Pauli“) Shakespeares „Komödie der Irrungen“. Die Zuschauer in der mit rund 1200 Zuschauern ausverkauften Stiftsruine spendeten langen, aber keinen frenetischen Applaus für die Uraufführung. Der ein oder andere mochte sich womöglich noch mehr Unterhaltung erhofft haben. Die Erwartungen waren hoch.

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Wedel erklärte nach der ohne große Patzer gelungenen Premiere: „Bei Shakespeare kann man sich ja nicht auf die Schenkel klopfen und brüllen vor Lachen. Es ist immer das feine Lächeln.“ Das Stück werde selten gespielt, weil es sperrig sei. Deutlich über zwei Stunden entflocht sich ein turbulent-heiteres Verwirrspiel. Wedel siedelte das Stück rund um zwei Zwillingspaare in einer Zirkus-Szenerie an und machte die Bühne zu einer bunten Manege, in der es immer wieder zu Verwechslungen kam.

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Einen herausragenden Part bekleidete der charismatische Lars Rudolph. Er spielte die Doppelrolle des Dieners Dromio bei seiner Hersfeld-Premiere ausdrucksstark und prägnant. Wedel lobte danach: „Er ist ein großartiger Schauspieler.“ Rudolph befand: „Dieter Wedel hat mir große Freiheiten gegeben, Dinge auszuprobieren.“ Christian Schmidt absolvierte die zweite Hauptrolle des Antipholus souverän. Er war kurzfristig als Ersatz für den aus gesundheitlichen Gründen ausgefallenen Lucas Prisor eingesprungen. „Ich hätte da einen Wahnsinns-Horror, so was in einer Woche runterzubrettern“, sagte Rudolph anerkennend angesichts der kurzen Vorbereitung.

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Cosma Shiva Hagen überzeugte als Frau des Antipholus. Zu gefallen wusste auch Sonja Kirchberger als liebestolle Köchin Emmelina. In weiteren Rollen waren auch die aus dem Fernsehen bekannten Heinz Hoenig, Mathieu Carrière, Markus Majowski, Robert Joseph Bartl, Stefan Reck und Franziska Reichenbacher zu sehen.

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Neu war für die Besucher auch der veränderte Rahmen der Festspiele. Im Park neben der Ruine war ein festlich feines Foyer im Grünen angelegt. Im alten Gemäuer bot eine neue Tribüne mehr Komfort. Der Etat stieg im Vergleich zum Vorjahr von 5,1 auf 5,7 Millionen Euro. Wegen der auch vom Land Hessen deutlich erhöhten Kulturförderung war auch Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) neugierig auf die Verwendung.

Premieren-Gast Bouffier sagte: „Solch ein schwieriges Stück so locker, leicht und amüsant auf die Bühne zu bringen - das fand ich sehr gelungen. Dieter Wedel ist einfach ein begnadeter Künstler und Handwerker.“ Nun beginne ein neuer Abschnitt für die Festspiele „mit viel mehr Aufmerksamkeit und internationaler Reputation“. Wedels Intendanz biete große Chancen. Als nächste Premiere folgt am 12. Juni das Stück „Sommernachts-Träumereien“.

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