Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall gestorben

Berlin (dpa) - Barbara Brecht-Schall, die Tochter des Dramatikers Bertolt Brecht und der Schauspielerin Helene Weigel, ist tot. Die Schauspielerin und Haupterbin Brechts starb am Montag im Alter von 84 Jahren in Berlin.

Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall gestorben
Foto: dpa

Das teilte der Suhrkamp-Verlag unter Berufung auf ihre Familie am Dienstag mit.

Brecht-Schall gehörte lange dem Berliner Ensemble an und war die Nachlassverwalterin ihres Vaters. In dieser Funktion wachte sie streng über den Umgang der Theaterleute mit den Texten von Bertolt Brecht - und so manche Aufführung eines Brecht-Stücks verhinderte sie durch ihr Veto.

Zuletzt hatte Brecht-Schall zum Beispiel weitere Aufführungen von Brechts Stück „Baal“ in der Regie von Frank Castorf am Münchner Residenztheater wegen Eingriffen in den Originaltext gerichtlich untersagen lassen.

Brecht-Schall war mit dem Schauspieler Ekkehard Schall (1930-2005) verheiratet, der von ihrem Vater 1952 persönlich aus der ostdeutschen Provinz als Darsteller an das Theater am Schiffbauerdamm geholt worden war und über die Jahrzehnte zum Brecht-Schauspieler schlechthin wurde.

Schall spielte sich durch das ganze Brecht-Repertoire. Mehr als 60 Rollen verkörperte er an allein am Berliner Ensemble. Privat lebte er mit Brecht-Tochter Barbara unter anderem im brandenburgischen Buckow. Zwei Töchter entstammen der Ehe: Schauspielerin und Regisseurin Johanna Schall und Kostümbildnerin Jenny Schall.

Mit Bestürzung und Trauer reagierte das Berliner Ensemble auf den Tod von Barbara Brecht-Schall. „Als Wahrerin und Hüterin des Erbes ihres Vaters war Barbara Brecht-Schall eine konsequente und mutige, oft schwierige Verhandlungspartnerin“, erklärte Claus Peymann, der heute Direktor des Theaters am Schiffbauerdamm, dem Berliner Ensemble, ist.

„Ihre Härte und Unerbittlichkeit, aber auch ihr Herz waren berühmt-berüchtigt“, so Peymann. „Barbara Brecht-Schall
schützte und verteidigte — eine wahre "Jeanne d'Arc des Theaters" — das Werk ihres Vaters, eines der bedeutendsten Dramatiker der Moderne.“

Und Peymann ergänzte: „Auch ihre Backkunst werden wir übrigens vermissen. Die Direktion freute sich Jahr für Jahr auf den selbstgebackenen Weihnachtsstollen von Barbara Brecht-Schall.“

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