Darmstädter Theaterstreit: Aufpasser für den Intendanten

Darmstadt (dpa) - Als Konsequenz aus dem bitteren Streit am Staatstheater Darmstadt soll Intendant John Dew einen Aufpasser bekommen. Die hessische Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) und der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) setzen einen „Moderator“ ein, der Dew auf die Finger schauen soll - bis dessen Vertrag im August 2014 endet.

Dews Stelle werde bereits jetzt ausgeschrieben, sagten Kühne-Hörmann und Partsch am Donnerstag in Darmstadt, wo der Bericht des Sonderermittlers Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff vorgestellt wurde. Intendant Dew und Generalmusikdirektor Constantin Trinks waren aneinandergeraten, nachdem jeder den Lebensgefährten des anderen als Sänger abgelehnt hatte.

Der frühere nordrhein-westfälische Staatssekretär Grosse-Brockhoff hat in seinem Bericht zwei Hauptursachen für die Schlammschlacht ausgemacht: Den autoritären Führungsstil von Intendant Dew und die gängige Praxis, Lebensgefährten Rollen zuzuschanzen. Dies habe zu einem „hochexplosiven Gemisch“ geführt, das Ende vergangenen Jahres hochgegangen sei. Nach Einschätzung von Grosse-Brockhoff pflegt Dew einen „autokratischen Führungsstil“, der „alles seinem künstlerischem Willen unterordnet“.

Die Kündigung von Generalmusikdirektor Constantin Trinks - die das Ministerium zunächst als ungerechtfertigt abgelehnt hatte - wird nun doch akzeptiert. Besetzungen von Partnern aus der Führungsetage sind in Darmstadt ab sofort verboten. Der Ermittler riet der Ministerin, dies künftig auch andernorts in die Verträge schreiben zu lassen.

Ein Ombudsmann soll nun die verunsicherten Mitarbeiter besänftigen. Am Haus herrsche eine „deutlich spürbare Atmosphäre des Misstrauens und der Angst“, sagte Grosse-Brockhoff, „wie ich sie in meinem mehr als 30-jährigen Berufsleben als Kulturmanager noch nicht erlebt habe“. Beweise für „Mobbing“, das Trinks und seine Lebensgefährtin Dew vorwerfen, habe er indes nicht gefunden - dafür viele Missverständnisse, Gerüchte, Mutmaßungen, Lagerbildung, Überempfindlichkeiten und juristisch fragwürdiges Verhalten.

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