Die "Zauberflöte" in Duisburg: Zwischen Zeichentrick und Oper

Mozarts „Zauberflöte“ hatte Premiere in Duisburg. Technisch perfekt, aber die Aufführung hat auch Schwächen.

Duisburg. Die Bühne flimmert vor Zeichentrick-Projektionen. In Barrie Koskys Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ hat das Auge des Betrachters keine ruhige Minute.

Das Stück im Theater Duisburg der Deutschen Oper am Rhein ist ein Bilder-Spektakel zwischen Stummfilm-Technik und bewegten Zeichnungen.

Es geht gleich rasant los: Opern-Held Tamino, zu sehen als adretter junger Mann im feinen Frack der 20er Jahre, rennt um sein Leben. Seine laufenden Beine sind als Filmprojektion zu sehen, während die obere Körperhälfte und das Gesicht ganz dem Sänger gehören.

Er rudert mit den Armen als würde er laufen, tritt aber auf der Stelle. Er landet lebend im Magen der Schlange, der er offenbar nicht entkam. Doch die drei Damen, Abgesandte der Königin der Nacht, retten ihn aus dem Bauch des Tieres.

Die geschwätzigen Frauen bekommen per Projektion Namen verpasst und werden damit abgestempelt als die Madams Schwatz, Klatsch und Tratsch. Sie gehören mithin ganz eindeutig zur klischeehaft weiblichen Welt, einer Sphäre, die dem Herrscher Sarastro und seinem Gebot der Verschwiegenheit entgegengesetzt ist.

Die Königin der Nacht, die in üblichen Inszenierungen zunächst als zuckersüßes Mütterchen der bildschönen Pamina auftritt, erscheint hier von Anfang an als gefährliche Figur. Die Projektionstechnik macht aus ihr eine riesenhafte Spinne.

Ihr strenger, aber weiser und gütiger Gegenspieler Sarastro sieht in seinem altfränkischen Dreiteiler und dem hohen Zylinder unterdessen aus wie eine Mischung aus Entwicklungsingenieur und Zirkuszauberer der Jahrhundertwende.

Und aus dieser Zeit stammt ja die Stummfilmtechnik mit ihren geschriebenen Dialogen und Handlungserläuterungen. Sie ersetzen, während Klaviermusik von Mozart zu hören ist, die gesprochenen Dialoge.

Das Ganze ist technisch perfekt umgesetzt, die bunten Zeichentrickbilder passen genau zum Rhythmus. Doch die Atmosphäre der Mozart-Oper findet man in den Illustrationen kaum wieder. Und was anfangs erheitert, beginnt schon nach einer halben Stunde zu ermüden. Das Stück wirkt überfrachtet.

Die Sänger selbst wirken wie Marionetten — der Gesang wird fast zur Nebensache. Immerhin erlebt der Zuhörer ein paar stimmliche Highlights durch Heidi Elisabeth Meier als Königin der Nacht, Jussi Myllys als Tamino und Anke Krabbe als Pamina. Die Duisburger Philharmoniker spielen unter der Leitung von Axel Kober zwar agil, aber klanglich leider recht grobkörnig.

Wertung:

Inszenierung 3 von 5 Sterne
Orchester 3 von 5 Sterne
Sänger 4 von 5 Sterne

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