Explosiv: Theater Konstanz zeigt malawisches Stück

Konstanz (dpa) - Kann man ein afrikanisches Theaterstück über den Umgang mit HIV-Infizierten so verändern, dass die Handlung auch in Deutschland spielen könnte? Das Theater Konstanz hat diesen Schritt am Donnerstagabend mit dem Stück „Explosive Neuigkeiten“ gewagt.

Herausgekommen ist ein intensives, eindringliches Schauspiel über latenten Rassismus, ungewollte Demütigung und falsch verstandene Zuneigung.

Das ursprüngliche Werk der Dramatikerin Gertrude Webster Kamkwatira aus Malawi - die 2006 im Alter von 40 Jahren an Malaria starb - malt das Bild einer Gesellschaft, in der die Angst vor Aids den Alltag überschattet. Die Hauptfigur Richard hat eigentlich alles: Er sieht gut aus, ist glücklich verheiratet und hat einen guten Job. Als offenbar wird, dass er HIV-positiv ist, verliert er auf einen Schlag sein ganzes Leben. Frau weg, Kinder weg, Arbeit weg, Haus weg.

In einer Zeit, in der in Deutschland das Thema Rechtsextremismus für Schlagzeilen sorgt, hat das Theater Konstanz eine ganz andere Geschichte aus diesem Stück gemacht: In der deutschsprachigen Erstaufführung von Regisseur Martin Süss wird Richard (gespielt von Philip Heimke) schwarz. Im wahrsten Sinne des Wortes: Mit einer Art dunklem Lehm schmiert er sich zunächst die Hände ein - und die Reaktion seiner Frau könnte nicht drastischer ausfallen. „Wie soll das gehen mit uns“, fragt sie. Was für eine Perspektive hat man denn schon mit einem schwarzen Mann - „da kann ich die Kinder ja gleich auf die Hauptschule schicken.“

Die Konsequenz ihres Denkens: Sie wirft ihn raus, der Chef schickt ihn in Frührente, beide trauen sich noch nicht einmal mehr, ihn anzufassen. Bewusster und unbewusster Rassismus, die Angst vor Aids, die Zurückweisung in der Familie, Enttäuschung, Wut und Nicht-Verstehen - alles mischt sich in Konstanz zu einem dichten Schauspiel von gerade mal 60 Minuten.

Das Bühnenbild ist dabei denkbar einfach: Es reichen ein geblümtes Sofa und vier weiße Plastikstühle. Die Szenen und Dialoge zwischen den Schauspielern wirken oft völlig übertrieben, sie reden und bewegen sich in fast schon comichafter Art und Weise. Humorvolle und zynische Szenen wechseln sich dabei ab mit durchaus intensiven, tiefer gehenden Momenten.

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