Gustaf Gründgens' 50ster Todestag: Ein großes Theaterleben

Vor 50 Jahren verstarb Gustaf Gründgens. Seine Heimatstadt Düsseldorf erinnert an ihn mit einer Veranstaltungsreihe.

Düsseldorf. Am Ende eines großen Theaterlebens stand eine Notiz, mit geschwungener Handschrift auf einen Umschlag gekritzelt.

Er habe zu viel Schlafmittel genommen, steht da. Und: „Lass’ mich ausschlafen.“ In der oberen Ecke ist der Stempel eines Hotels in er philippinischen Hauptstadt Manila zu sehen, in dem Gustaf Gründgens (1899-1963) auf einer Weltreise abgestiegen war.

Eine Reise, mit der er nachholen wollte, was er meinte, in den Jahren auf der Bühne verpasst zu haben: das Leben. Doch scheint es, als habe er den Entzug vom Theater, seiner Welt, nicht verkraftet.

Zum 50. Todestag erinnert Düsseldorf, wo Gründgens 1899 geboren wurde, die Theaterakademie besuchte und erfolgreich 1947 bis 1955 die Bühnen leitete, an den großen Stadtsohn.

Von seinem Todestag, dem 6. Oktober, bis zum Geburtstag am 22. Dezember finden im Schauspielhaus, im Goethe-, Film- und Theatermuseum Matineen, Vorträge und Lesungen statt, die das Leben Gründgens aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Von ersten Gehversuchen auf der Bühne und vor der Kamera bis hin zu seiner umstrittenen Karriere im Nationalsozialismus.

In jener Zeit avancierte er rasch zum Liebling des Systems, wurde zum Intendanten des Staatlichen Schauspielhauses und zum Staatsschauspieler ernannt. Andererseits schützte er jüdische Ensemblemitglieder vor der Verfolgung durch die Nazis. Sein ambivalentes Verhältnis zum Regime wird besonders in seinen Filmen deutlich. Während „Ohm Krüger“ (1940/41) als Propagandafilm gilt, verspottet Gründgens in „Tanz auf dem Vulkan“ als Schauspieler Jean-Gaspard Debureau den König und damit das etablierte System. Kein Zufall. „Von den Nazis wurde die Kritik zu spät erkannt, der Film verschwand später“, sagt Bernd Desinger, Leiter des Düsseldorfer Filmmuseums.

Er gehört zu den vielen Menschen, die das Phänomen Gustaf Gründgens bis heute fasziniert. Doch nicht nur im kollektiven Gedächtnis, auch an öffentlichen Plätzen hat der Schauspieler, dessen Paraderolle Mephisto in „Faust“ er rund 600 Mal verkörperte, seine Spuren hinterlassen. Ein Denkmal setzt ihm etwa der Gustaf-Gründgens-Platz, wo sich das Düsseldorfer Schauspielhaus befindet. Eine Einrichtung, die seine Gründung im Jahr 1951 Gründgens verdankt — und deren Struktur durch ihn nachhaltig geformt wurde. „Er schaffte als Generalintendant praktisch sein eigenes Amt ab“, erklärt Manfred Weber, Intendant des Hauses. „Früh hat er verstanden, wirtschaftliche Interessen mit künstlerischen zu verbinden.“

Ob er seinem bewegten Leben selbst ein Ende setzte, darüber rätseln Gründgens-Liebhaber noch immer. Die wenigen Worte, die er im Hotel in Manila schrieb, liefern keinen Beweis für die eine oder andere These. Fest steht nur eins: Dort fand ein großer Theatermann seine Ruhe.

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