Heldengeschichten mit Herrschern und Mäusen

Die Gruppe Monster Truck setzt auf eine höchst eigenwillige Ästhetik.

Düsseldorf. Merkwürdige Wesen hausen derzeit auf der Probebühne drei des Central am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Sie tragen schwarze Kleidung und haben große Lautsprecherohren. Es sind offenbar Mäuse, und sie leiden unter dem Regime des brutalen Herrschers Zargos. Plötzlich rauscht die Orgel auf, und ein Held mit goldenem Brustpanzer verspricht Rettung. Siegesgewiss zuckelt er in einem zusammengezimmerten Streitwagen um die Ecke: Der Kampf kann beginnen.

Die Gruppe Monster Truck probt das Stück "Everything is flux", das am Sonntag im Central Premiere hat. Seit die Truppe sich 2005 beim Studium der Theaterwissenschaft in Gießen traf, hat sie sich in kürzester Zeit zu einer der ungewöhnlichsten der freien Szene entwickelt. Ob es das Bierkästen-Eismeer oder die Tintenfisch-Masken in "Live Tonight!" oder die merkwürdige Alice-in-Wonderland-Apparatur in "Comeback" waren - Monster Truck haben eine höchst eigenwillige Ästhetik entwickelt.

Da ist zunächst der Verzicht auf gesprochene Sprache. Alles, was sie hätten ausdrücken wollen, sei durch Sprache kaputt gemacht worden, sagt Sahar Rahini, die zusammen mit Matthias Meppelink, Manuel Gerst und Ina Vera zum harten Kern der Gruppe gehört. Also verzichteten sie darauf und öffneten damit ihrem Bildertheater den Weg zu einer Mehrdeutigkeit, wie man sie eher aus der Bildenden Kunst kennt.

Als Quellen ihrer Ästhetik nennt Matthias Meppelink Science-Fiction, Horrorfilm, griechische Mythologie, Trashkultur, Pop, aber auch Texte von Dante bis Wolf Singer. In ihren Produktionen paart sich Archaisches mit Billig-Schmutzigem, und das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass sie bis heute ihre Bühnenbilder selbst zusammenzimmern. Inszeniert wird im Team, was jedoch nicht immer einfach sei, gesteht Sahar Rahini.

Bei "Everything is flux" stützen sich Monster Truck mit H.G Wells Roman "Zeitmaschine" nun erstmals auf eine Text-Vorlage. Doch anstelle des Kampfes zwischen Eloi und Morlocks gibt es nun Zargos und die Mäuse, die aus Art Spiegelmans Comic "Mouse" entlehnt sind. Vor allem die Zeitreise und ihre Parallele zu kolonialen Eroberungen habe sie interessiert, sagt Sahar Rahini. Es gehe um eine ins Zeitliche verschobene Suche nach einer Utopie, ergänzt Matthias Meppelink.

Bisher griffen sie auf konventionelle Songs zurück, nun arbeiten sie erstmals mit dem Komponisten Bülent Kullukcu zusammen, der vor allem in der Welt der elektronischen Musik und des Techno zu Hause ist. Ein weiterer Schritt, um von einfachen Festlegungen wegzukommen. Was nur gut sein kann, schließlich sind Heldengeschichten ja schon eindeutig genug.

"Everything is flux" von Monstertruck und Bülent Kullukcu, Central am Düsseldorfer Hauptbahnhof, Worringer Straße 140. Premiere am Sonntag, weitere Vorstellungen am 26., 27.und 28.März. Karten: Telefon 0211/3699 11.

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