Hommage ans schöne Paris

Einen Himmelsstern brachte Otto Piene in Frankreichs Hauptstadt zum Leuchten. Das war nur eine Attraktion aus NRW von vielen.

Paris. Es gibt lauschigere Plätze in Paris als diesen gewaltigen Kreisverkehr tief unten im Südwesten der französischen Hauptstadt. Doch als Otto Pienes Himmelsinstallationen spät in der Nacht am Place de Catalogne mit seinen falschen neo-klassizistischen Fassaden schwerelos im Pariser Nachthimmel tanzen, lässt sich für einen Moment die städtebauliche Geschmacksverirrung ringsum vergessen. Selbst Passanten, die sonst hier nur durchhasten auf dem Weg zu wirtlicheren Orten, bleiben angerührt stehen.

Die Komposition des Düsseldorfer Künstlers aus zarten Heliumbögen und leuchtendem Himmelsstern, eine Hommage an die Schönheit von Paris, verzaubert. Pienes "Sky Event", das Himmelsereignis, ist Nordrhein-Westfalens Beitrag zur Pariser "Nuit Blanche", der durchgemachten Kultur-Nacht à la francaise.

NRW zeigte das Wochenende über einen starken Auftritt an der Seine. Von "Weltkultur" schwärmte gar Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, der als Botschafter seines Bundeslandes an der Seine die Werbetrommel nicht zuletzt auch für Europas Kulturhauptstadt Essen 2010 rührte.

NRW, das Kulturland, müssen die Franzosen trotz engster wirtschaftlicher Verflechtungen tatsächlich erst noch entdecken. Im Jardin du Luxembourg tanzten und sangen - auf französisch, wohlgemerkt - nordrhein-westfälische Schüler vor Pariser Flaneuren.

2.000 Schüler aus allen Landesteilen hatten die Reise über den Rhein angetreten, um rund um deutsche Einheit und "Nuit blanche" Freundschaftsbande über den Rhein hinweg zu knüpfen.

"Dank eurer künstlerischen Projekte können wir euch besser verstehen und das ist sehr bereichernd für uns", ließ die Vize-Präsidentin des Regionalrats der Hauptstadtregion Ile de France, Janine Haddad, freundlich ausrichten. Und obendrein gab´s noch eine U-Bahnkarte und einen Museumspass für alle. Wer keine Gastfamilie fand, schlief in der Kaserne.

Deutsch-französische Verbrüderung feierten später 3.000 junge Zuhörer beim Exklusiv-Konzert von Mia im Pariser Zenith. Das sind ganz praktische Schritte bei dem großen Projekt, die Idee der deutsch-französischen Freundschaft "weiterzugeben an die nächste Generation", sagte Rüttgers. Dass umgekehrt demnächst ähnlich viele französische Schüler in Düsseldorf oder Köln einfallen, bleibt freilich vorerst nur ein Wunschtraum.

"Artention", ruft NRW Paris zu, ein eher sperriges Kunstwort aus "Art" und "Attention". Dass die gut 100 Veranstaltungen in den nächsten Monaten, für die das Land aus dem Kulturetat rund 2,1 Millionen Euro springen lässt, im dichten Pariser Kulturreigen untergehen könnten, steht kaum zu befürchten. Selbst in den Pariser U-Bahnschächten wird kräftig für Kultur aus "Rhenanie du nord-Westphalie", wie NRW sperrig auf Französisch heißt, geworben.

Von Lehmbruck bis Stockhausen, von Pia Bausch bis zum Düsseldorfer Schauspielhaus - in den nächsten Monaten kann Paris viel Neues vom anderen Rheinufer entdecken. "Wir wollen deutlicher auftreten mit unseren Potenzialen", sagte Ministerpräsident Rüttgers. NRW braucht sich auch in Paris nicht zu verstecken.

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