Jubiläum: 20 Jahre „Arturo Ui“ mit Martin Wuttke

Berlin (dpa) - Immer ausverkauft und rund um den Globus gespielt: Seit 20 Jahren bringt das Berliner Ensemble Brechts bissige Hitler-Parabel „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ in der legendären Inszenierung von Heiner Müller (1929-1995) auf die Bühne.

Jubiläum: 20 Jahre „Arturo Ui“ mit Martin Wuttke
Foto: dpa

Bis heute spielt Martin Wuttke (53), gefeierter Castorf-Schauspieler, Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters und bis vor kurzem Leipziger „Tatort“-Kommissar, die Titelrolle.

Zum 403. Mal wird Wuttke am Mittwoch (3. Juni) als Gangster und Hitler-Figur Arturo Ui zu sehen sein. Auch viele weitere Schauspieler der ersten „Ui“-Stunde - Premiere war am 3. Juni 1995 - stehen nach wie vor in dem Stück auf der Bühne. Dazu gehören auch Wuttkes Frau Margarita Broich sowie Volker Spengler, Stefan Lisewksi und Uwe Preuss.

In 20 Jahren haben nach Angaben des Theaters mehr als 300 000 Menschen Wuttke und seine Kollegen in der „Ui“-Inszenierung gesehen. Gastspiele führten das Ensemble bis nach Moskau, Buenos Aires, Los Angeles, Mumbai, Tokio und Caracas. Auch in Tel Aviv wurde der Berliner „Arturo Ui“ im vergangenen Jahr gespielt.

Brecht erzählt in seinem Stück vom Aufstieg des kleinen Gangsters Ui aus Chicago, der sich zum Diktator erhebt - eine Parabel auf den Aufstieg Hitlers. Wuttke spielt ihn als Besessenen mit Seitenscheitel-Frisur und pathetischer Sprechweise, als hechelnden Köter und menschliches Hakenkreuz, als ebenso lächerliche wie gefährliche Figur. Nach seinem Erfolg am Berliner Ensemble wurde Wuttke von US-Regisseur Quentin Tarantino für den Kinofilm „Inglourious Basterds“ ebenfalls als Hitler besetzt.

Schon einmal hatte ein Schauspieler Furore als Ui gemacht: Ekkehard Schall (1930-2005), den Brecht 1952 aus der Provinz ans Berliner Ensemble geholt hatte, spielte die „Rolle seines Lebens“ zu DDR-Zeiten mehr als 500 Mal.

Die Jubiläumsvorstellung mit Martin Wuttke ist ausverkauft. Auch sonst ist es schwierig, eine Karte für den begehrten „Ui“ zu bekommen, wie ein Theatersprecher sagte. Einzige, wenn auch geringe Chance: Sich an der Abendkasse anstellen und hoffen, dass vielleicht ein Ticket zurückgegeben wird oder es noch eine der raren Stehplatzkarten für zwei Euro gibt. Nach der Jubiläumsvorstellung steht „Arturo Ui“ in der nächsten Spielzeit wieder auf dem Programm.

Am 3. Juni ist am Berliner Ensemble auch der Film „Solang ich nicht schieß/Arturo Ui in Tel Aviv“ von Uwe Preuss und Thomas Wendrich zu sehen. Die Dokumentation erzählt von den Menschen auf und hinter der Bühne der „Ui“-Inszenierung.

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