Julie Delpy feiert ihr Regie-Debüt

In dieser Woche ist "2 Tage in Paris" von und mit ihr in den Kinos gestartet.

<strong>Frau Delpy, Sie leben in den USA und Europa, Ihr männlicher Hauptdarsteller Adam Goldberg ist Ihr Ex-Partner, Ihre Eltern spielen sich selbst. Inwieweit ist Ihr aktueller Kinofilm "2 Tage in Paris" autobiografisch?Delpy: Mich haben Situationen aus meinem Leben inspiriert. Es ist ein Patchwork von Erfahrungen, ohne dass der Film autobiografisch wäre. Meine Eltern sind zum Beispiel ganz liebe Leute, die meinen deutschen Freund lieben. Das ist anders als im Film. Sind Franzosen antiamerikanisch?Delpy: Ich glaube nicht. Der Film ist eine Komödie, die von Übertreibungen lebt. Außerdem spielt sich ja vieles in der leicht paranoiden Wahrnehmung von Jack ab. Haben Sie ähnliche Erfahrungen in den USA gesammelt?Delpy: Eigentlich nicht, obwohl ich ziemlich neurotisch bin. Ich habe Angst vor allem Möglichen und pflege ganz ungewöhnliche Gewohnheiten. Ihnen ist es gelungen, eine ausgefallene Musikmischung in Ihren Film zu bringen. Welche Stücke gefallen Ihnen selbst am besten?Delpy: "La complainte du progrès", ein Stück von Boris Vian. Es bringt 60er Jahre Atmosphäre in den Film. Der Großteil ist aber eher angelsächsisch als französisch.Delpy: Ich mag die moderne amerikanische Musik mehr als die französische. Musiker wie Rufus Wainwright, Damien Rice oder die britische Band Radiohead. In Frankreich gefallen mir die Chansons von Charles Trenet. Ihr Film soll auch in den USA anlaufen. Können Amerikaner darüber lachen?Delpy: Ich denke schon. Der Film lief auf dem Tribeca Festival in New York und hat dem Publikum genauso gut gefallen wie dem auf der Berlinale. Natürlich werden Leute, die Bush gewählt haben, "2 Tage in Paris" nicht witzig finden. Aber es haben ja 49 Prozent gegen ihn gestimmt. Sie wurden mit Woody Allen verglichen, dessen neurotische Protagonisten sich von ihrer Umgebung unverstanden fühlen?Delpy: Das fasse ich als Kompliment auf. Wie kamen Sie darauf, in den Regiestuhl zu wechseln?Delpy: Mein erstes Drehbuch habe ich mit 17 Jahren geschrieben und seitdem auch schon mehrere Anläufe gemacht, einen Film zu realisieren. Es ist bisher immer an der Finanzierung gescheitert. Selbst wenn man Julie Delpy heißt...Delpy. Natürlich. Die Tatsache, dass ich Schauspielerin bin, hat mir noch nie eine Tür geöffnet. 2002 habe ich ein fast identisches Drehbuch geschrieben und es einem Produzenten vorgestellt. Er hat mich vor die Tür gesetzt und gesagt, ich solle meine Zeit nicht mit so etwas verschwenden. Was planen Sie als nächstes?Delpy: Im Herbst drehe ich das historische Drama "The Countess", das im 16. Jahrhundert spielt. Nächstes Jahr dann eine Komödie mit dem Titel "World Wars and Other Fun Stuff to Watch in the Evening News".

Julie Delpy

Leben Delpy, geboren 1969, ist Tochter der Schauspieler Marie Pillet und Albert Delpy. Sie studierte Regie in New York und lebt in Los Angeles.

Künstlerisches Aufmerksamkeit brachte ihr die Rolle in "Der Hitlerjunge Salomon". Sie spielte unter Schlöndorff in "Homo Faber", Kieslowski in "Drei Farben: Weiß" und Linklater in "Before Sunrise" und "Before Sunset", bei denen sie am Drehbuch beteiligt war. Delpy schreibt und singt Chansons, die sie auf der Gitarre begleitet. "2 Tage in Paris" ist ihr Regiedebüt.

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