Komödie Düsseldorf: "Kein Job für Sünder" - Im Boulevard haben Tartuffes keine Chance

Premiere von „Kein Job für Sünder“ in der Komödie an der Steinstraße.

<strong>Düsseldorf. Bill McGregor ist nicht nur Boss eines großen Investunternehmens, er ist auch selbsternannter Sittenwächter. In seiner Firma haben Leute mit lockerem Lebenswandel keine Aufstiegschancen. So sind sie halt, die Amerikaner. Nun hat der Boss seinen Besuch beim Leiter der Londoner Filiale angekündigt, und darum verkündet Jim Watt beim Frühstück seiner Freundin: "Wir müssten verheiratet sein". Dummerweise versteht Helen das falsch, nämlich als Heiratsantrag, und schmilzt dahin. Als Jim klarstellt, dass sie die Ehefrau nur für einen Abend spielen soll, wird sie zur Furie und verlässt ihn. So sind sie halt, die Frauen. Die Komödie von Edward Taylor lässt kein Klischee aus. Aber es geht ja in "Kein Job für Sünder" auch nicht um tiefgründige Kritik an der Gesellschaft, sondern mehr ums Vergnügen. Dass es damit hapert in dieser Aufführung, liegt nicht an den Schauspielern. Gabriel Merz balanciert seinen jungdynamischen Jim gekonnt auf dem Grat zwischen einem Macho-Ekel und dem ach so unschuldigen Jungen. Isabel Varell als seine liebenswürdige Freundin Helen kann ihm denn auch nicht recht böse sein. Holger Petzold ist ganz der joviale Chef - mit bigotten Anfällen von Frömmigkeit (ein wahrer Tartuffe!), während Ruth Willems als seine Frau Nancy bodenständiger ist und stets Haltung bewahrt.

Wolfgang Spier holt alle verstaubten Mätzchen aus der Mottenkiste

Auch Sarah-Jane Janson als Jims Mitarbeiterin und Billie Zöckler als Putzfrau könnten uns durchaus erfreuen, wenn nicht die Inszenierung sie (mehr noch wie die andern) in augenrollende, zickende und hampelnde Abziehbilder treiben würde. Regisseur Wolfgang Spier holt alle verstaubten Mätzchen aus der Mottenkiste des Boulevard und serviert die Pointen mit dem Holzhammer. Etwas mehr britisches Understatement hätte dem Witz der Aufführung gut getan. Wenn McGregor stolz auf seine schottischen Vorfahren verweist, die in alten Schlachten viele Engländer umbrachten, und Jim darauf trocken antwortet: "Wir sind nicht nachtragend", dann müsste das ja nicht wie in der Bütt rausposaunt werden.

Aber Spier setzt auf Klamauk. Wenn plötzlich zwei, ja drei Nicht-Ehefrauen in der Wohnung auftauchen, gewinnt die Aufführung immerhin an Tempo. Man leidet mit dem schwitzenden Jim, der als armer Sünder seinen Job dahinschwinden sieht. Aber natürlich hat das Stück noch einige Überraschungen bereit. Im Boulevard haben die Tartuffes keine Chance.

2 ½ Std., Pause, Auff. bis 1. 4. und 17.4. bis 5. 5., Karten: 0211/32 51 51 und 13 37 07

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