Programm: Tanztheater Wuppertal tastet nach der Zukunft

Die Truppe der verstorbenen Pina Bausch schreckt vor einem neuen Stück zurück.

Wuppertal. Vor fast zwei Jahren ist die Wuppertaler Choreographin Pina Bausch überraschend an Krebs gestorben. Die Frage, wie die Zukunft für ihr Tanztheater aussehen soll, wird drängender. Doch die Compagnie will sich noch Zeit lassen.

Robert Sturm, zehn Jahre Bauschs Assistent und heute einer der künstlerischen Leiter, wehrt ab: „Es ist zu früh, über eine neue Uraufführung zu reden.“ Dominique Mercy, seit 1973 Tänzer bei Bausch und der andere künstlerische Leiter, sagt: „Wir haben noch Trauerarbeit zu erledigen.“

Auch in der dritten Saison nach Bauschs Tod wird das Tanztheater vom Repertoire — insgesamt 40 Stücke aus 36 Jahren — zehren. Als Neueinstudierungen stehen in Wuppertal im November „Der Fensterputzer“ (zuletzt 2006 gespielt), im April das Stück „1980“ (zuletzt 2001) und im Mai „Nur Du“ (zuletzt 2004) auf dem Programm.

Die Arbeit daran ist schwer genug. Zwar gibt es aus der Ära Bausch insgesamt 7500 Videobänder über ihre Arbeit, doch daraus lässt sich nicht ohne weiteres jene unverwechselbare Energie destillieren, die ihre Stücke ausmacht. „Deshalb kommt es auf die Leute an, die damals mit Pina gearbeitet haben“, sagt Sturm. „Ohne sie funktioniert es nicht.“ Im 30-köpfigen Ensemble wird sich in der kommenden Saison personell auch nichts ändern.

Die Finanzierung bereitet immerhin keine Probleme. Das Tanztheater erhält wie bisher rund drei Millionen Euro (zwei Millionen von der Stadt Wuppertal, eine Million von Land NRW). Zwei bis drei Millionen Euro erwirtschaftet das Tanztheater selbst — in der vergangenen Saison kamen 127 000 Menschen zu den Vorstellungen.

So viele wird man nicht mehr erreichen. Denn die zuletzt gut 100 Vorstellungen, ein Viertel mehr als üblich, haben alle „über die Grenze hinaus belastet“, so Sturm. Nun gehen die Tänzer 84 Mal auf die Bühne.

Mit einem Aufführungs-Marathon während der Olympischen Spiele in London lässt die Compagnie die Saison 2011/2012 ausklingen: Sie präsentiert innerhalb von fünf Wochen zehn Stücke in 20 Vorstellungen. Dann gibt es doch noch den Schimmer einer Perspektive. Sturm: „Bis London haben wir gar keine Zeit, über ein neues Stück nachzudenken. Aber dann.“

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